Was bringt Sie zum Lachen?
Heidi Ulm: Vor allem bringen mich meine Freunde und unsere gemeinsamen "Insider" zum Lachen – sei es nun bei einem Kinobesuch, Abendessen oder in einem Nachtclub.
Was wollten Sie schon immer einmal machen und warum haben Sie sich bis jetzt noch nicht getraut?
Heidi Ulm: Wenn ich mir etwas fest in den Kopf gesetzt habe, dann ziehe ich das meistens auch durch. Bei mir gibt’s meistens nur 0 oder 101 Prozent. Finanzielle Gründe, persönliche Ängste oder die Schwierigkeit der Umsetzung als Frau mit Beeinträchtigung könnten mir potenzielle Träume verkomplizieren. Ich tue mich zum Beispiel schwer mit neuen Menschengruppen zu kooperieren, weil ich ständigen Blicken ausgesetzt bin. Deshalb sind Neuanfänge jeglicher Art für mich herausfordernd, aber hinderten mich sicherlich nicht an der Realisierung jahrelanger Wünsche.
Welcher Mensch hat Sie bisher am meisten beeinflusst? Und warum?
Heidi Ulm: Es wäre unfair, hier nur eine einzige Person zu nennen, denn mich haben bisher sehr viele Menschen unterstützt, motiviert und gestärkt. Eine große Rolle spielt vor allem mein Prothesenbauer, der für mich – vor allem in meiner Kindheit – auch in schwierigen Momenten eine sehr große Stütze war und von dem ich viele Lebensweisheiten lernen durfte.
Auch meine Freundin, mit der ich meine Oberschulzeit in einem Schülerheim verbringen durfte, prägte mich. Sie half mir, mich schneller anderen gegenüber zu öffnen, selbstbewusster zu werden und war eine super "Zimmer-Genossin".
Natürlich beeinflussten mich aber auch meine Familie, Freunde, Lehrer und so weiter.
Sie haben die Chance Bundesbehindertenbeauftagte zu werden. Was wäre Ihre erste Amtshandlung?
Heidi Ulm: Ich würde Vieles verändern, weil es leider (weltweit) viele Missstände gibt, die nicht-behinderten Menschen gar nicht bewusst sind.
Meine erste Amtshandlung bestünde wahrscheinlich darin, das Bundesteilhabegesetz in Deutschland grundlegend zu reformieren. Menschen mit einer Beeinträchtigung sollten das Recht erhalten ohne Einkommensgrenze zu leben, höhere Geldsummen ansparen zu dürfen, eine "normale" Schule zu besuchen, eine angemessene "Behindertenrente" zu erhalten, ohne langwierige/sinnlose Bürokratie ihre angeforderten Hilfsmittel zu bekommen und noch vieles mehr. Assistenz, Barrierefreiheit und ein gut funktionierendes Sanitätssystem sind weitere Schlagwörter, bei denen auch noch Einiges zu erledigen wäre.