Wann haben Sie das letzte Mal herzhaft gelacht und worüber?
Julia Latscha: Ich liebe es, lauthals zu lachen. Das ist in den letzten Jahren leider nicht so häufig vorgekommen. Mehr lachen und weniger gestresst sein. Das habe ich mir fest vorgenommen. Heute habe ich noch nicht gelacht. Aber gestern, als ich mit den Kindern im Wald war. Wir haben so laut gelacht, dass die Tannenzapfen an den Bäumen vibrierten. Erst künstlich, weil es so ungewohnt still war und dann über unser künstliches Lachen. Am Ende, weil wir plötzlich alle drei zum selben Zeitpunkt glücklich waren.
Was wollten Sie schon immer einmal machen und warum haben Sie sich bis jetzt noch nicht getraut?
Julia Latscha: Nachts alleine im Wald liegen, die unzähligen Sterne am Himmel betrachten und dem Rascheln der nachtaktiven Tiere lauschen. Ich bin mit meinen Kindern trotz Rollstuhl durch ein unwegsames Land wie die Mongolei gereist, habe Schamanen und Wunderheilerinnen getroffen, bin mit meiner Tochter nach Lourdes gepilgert, habe mit Mitarbeitenden der Krankenkassen und mit diversen Fallmanagerinnen vom Jugendamt gekämpft. Ich kann so laut wie eine Löwin brüllen und verständnislosen Mitmenschen Paroli bieten. Aber nachts kann ich nur schwer alleine sein. Unter meinem Bett lauern Gespenster und hinter dem Vorhang verstecken sich Monster. Ich glaube eine Nacht im Wald könnte heilsam sein. Nur wann werde ich mich das wohl trauen?
Welcher Mensch hat Sie bisher am meisten beeinflusst? Und warum?
Julia Latscha: Meine beiden Kinder. Weil sie es immer wieder schaffen, dass ich meine Einstellungen hinterfragen muss, dass ich Konventionen loslassen und innere und äußere Grenzen zu überwinden lerne. Täglich helfen sie mir, mutig und offen zu sein.
Sie haben die Chance Bundesbehindertenbeauftragte zu werden. Was wäre Ihre erste Amtshandlung?
Julia Latscha: Ich würde mich dafür einsetzen, dass Menschen mit Behinderungen und deren Angehörige nicht so viele Anträge stellen müssten, weniger Kniefall und mehr Beifall. Ein Unterstützungssystem müsste her, welches nicht von Misstrauen geprägt ist, sondern sich an den tatsächlichen Bedarfen orientierte. Menschen mit Behinderungen bekämen die Unterstützung, die sie brauchen, Familien würden gestärkt und nicht aufgrund von mangelnder Hilfe auseinandergerissen werden.