Wann haben Sie das letzte Mal herzhaft gelacht und worüber?
Kassandra Ruhm: Vorgestern, als etwas aufgrund meiner Behinderung überhaupt nicht so geklappt hat, wie ich es eigentlich wollte – aber dadurch viel lustiger aussah.
Was wollten Sie schon immer einmal machen und warum haben Sie sich bisher nicht getraut?
Kassandra Ruhm: Wenn ich etwas gerne tun möchte, mache ich mir so lange Mut, bis ich mich traue. Mich halten eher Barrieren ab als mein fehlender Mut.
Welcher Mensch hat Sie bisher am meisten beeinflusst? Und warum?
Kassandra Ruhm: So absurd das klingt: Ich selbst. Als sichtbar behinderte, lesbische Frau, 1970 geboren, hätte ich mir Vorbilder in meiner Lebenssituation gewünscht. Manchmal war es schwierig, so oft "anders" zu sein und nicht ganz selbstverständlich wo hin zu passen. Dann bin ich eben mein eigenes Vorbild geworden. Das war auch gut.
Sie haben die Chance Bundesbehindertenbeauftragte zu werden. Was wäre Ihre erste Amtshandlung?
Kassandra Ruhm: Mich dafür einzusetzen, dass wir ein faireres Teilhabegesetz bekommen und niemand mehr unter Druck gesetzt wird, in einer Behinderteneinrichtung zu leben, weil es zu schwierig ist, die notwendige Assistenz, barrierefreien Wohnraum und andere Behinderungsausgleiche mitten in der Gesellschaft zu bekommen. Nach der UN-Behindertenrechtskonvention steht uns das übrigens seit 2009 schon zu.
Ihr Leben wird verfilmt: Wer würde Sie verkörpern und warum gerade diese Person?
Kassandra Ruhm: Jasmin Tabatabai oder Sibel Kekilli fände ich gute Schauspielerinnen. Andererseits ist wichtig, dass behinderte Menschen im Film nicht mehr so oft von nichtbehinderten gespielt werden, sondern zunehmend von Schauspieler_innen, die selbst behindert sind. Außerdem fände ich es eine gute Maßnahme, wenn nicht fast alle Schauspielerinnen sehr schlank wären, sondern wenn man in dem Film sehen könnte, wie schön und anziehend Frauen mit ein paar Kilos mehr auf den Rippen sein können.