So tickt Kevin Hoffmann

Niemals aufgeben und den Blick nach vorne richten – genau das hat Kevin Hoffmann bereits umgesetzt. Nach der Diagnose Multiple Sklerose verfiel er nämlich erst in Depressionen, aber kämpfte sich dann aus eigener Kraft zurück in ein selbstbestimmtes Leben. Was genau ihn und andere zu einem Kämpferherz macht und wer schon immer an ihn geglaubt hat, erzählt der Social Media Manager auf REHACARE.de.

Was bringt Sie zum Lachen?

Kevin Hoffmann: Wenn meine Freundin und ich uns gegenseitig ärgern und uns lustige Namen geben.

Was wollten Sie schon immer einmal machen und warum haben Sie sich bisher nicht getraut?

Kevin Hoffmann: Mittlerweile traue ich mich die Dinge zu machen, die ich gerne machen möchte. Das hat auch mit der MS-Diagnose zu tun. Damals habe ich versucht alles auf später zu schieben, doch die Krankheit hat mir die Augen geöffnet. Ich wollte immer alleine mit dem Rucksack durch Japan reisen und habe mir den Traum drei Jahre nach meiner MS-Diagnose erfüllt. Im Jahr darauf bin ich direkt wieder nach Japan geflogen. Außerdem bin ich in 2019 Fallschirm gesprungen und durfte zu einem Seehund ins Gehege, um ihn zu füttern und zu streicheln.

Welcher Mensch hat Sie bisher am meisten beeinflusst? Und warum?

Kevin Hoffmann: Wenn es ein Mensch im Privatleben ist, dann wahrscheinlich meine Oma. Sie hat immer an mich geglaubt, obwohl ich damals ziemlich oft Dummheiten gemacht habe. Sie hat mir immer gesagt, dass ich das Potential habe, Gutes zu tun, und dass Menschen mir gerne zuhören. Ich sollte das nutzen, um Schwächeren zu helfen, statt mich über sie zu stellen. Somit habe ich mich recht früh für Menschen stark gemacht, die ungern im Mittelpunkt stehen oder sich trauen ihre Stimme zu nutzen.

Sie haben die Chance Bundesbehindertenbeauftragte/r zu werden. Was wäre Ihre erste Amtshandlung?

Kevin Hoffmann: Behördengänge digitalisieren und vereinfachen. Es ist für viele Menschen mit Behinderung unklar, was ihnen zusteht und wie sie es beantragen können.

Was liegt Ihnen besonders am Herzen?

Kevin Hoffmann: Menschen mit Schicksalsschlägen zu helfen, bevor sie dadurch in den Abwärtsstrudel negativer Gedanken kommen. Bei mir endete das nach der Diagnose Multiple Sklerose in Depressionen. Heute möchte ich als Mutmacher – oder wie ich es nenne "Kämpferherz" – vorangehen und eine Community von besonderen Persönlichkeiten aufbauen, die sich untereinander Kraft geben. Andere sollen sich nicht, so wie ich damals, allein und hilflos fühlen. Es gibt eine Zukunft für uns und wenn wir nicht aufgeben – egal wie hart der Kampf wird – können wir viel mehr erreichen als wir denken. Oft schafft man das nicht alleine und dafür möchte ich da sein.

Ich wäre gern einmal …

Kevin Hoffmann: ... ein bekannter Redner, der mit seiner Geschichte motiviert und vor vielen Menschen sprechen kann. Ich bin schon immer gerne vor Menschen aufgetreten und freue mich, wenn ich live die positiven Reaktionen aufnehmen kann.

Auf welche Fragen wünschen Sie sich eine Antwort?

Kevin Hoffmann: Wahrscheinlich etwas offensichtlich, aber die Antwort auf die Frage: Wann wird MS heilbar sein? Wobei ich das bei Krebs fast noch lieber erfahren würde.

Was ich noch sagen wollte …

Kevin Hoffmann: Ein Schicksalsschlag ist ein Test im Leben, an dem wir wachsen können. Wenn wir an uns und das Kämpferherz in uns glauben, für Probleme Lösungen finden und uns versuchen auf das zu konzentrieren, was wir noch haben, statt das zu betrauern, was uns genommen wurde, finden wir noch so Vieles, wofür es sich zu leben lohnt! Es sind – wie so oft gehört, aber dennoch wahr – die kleinen Dinge im Leben.