Was bringt Sie zum Lachen?
Kim Heinrich: Die Tollpatschigkeit meiner Mutter, der Sarkasmus meiner großen Liebe, meine Freunde, Kinder, die Sonne, Blumen, ein guter Witz, meine eigenen Versprecher, mein Lieblingsdozent in der Uni, meine Hummelstrumpfhose, mein bester Freund beim Tanzen, Samuel Koch, meine eigene Schusseligkeit, Grimassen, schön geschriebene Postkarten...
Was wollten Sie schon immer mal machen und warum haben Sie sich bisher nicht getraut?
Kim Heinrich: Ich bin ein Mensch, der gerne macht, was er will, und eigentlich auch immer bekommt, was er will. Nicht weil ich verwöhnt bin oder mein Leben so einfach ist, sondern weil ich kämpfen kann. Wenn ich zögere Dinge zu tun, die ich eigentlich tun möchte, habe ich mir angewöhnt, meine Gefühlswelt erst einmal zu hinterfragen und zu sortieren. Wenn ich das gemacht habe, ist die Angst bereits ein bisschen weniger. Als nächsten Schritt suche ich dann das Gespräch mit einem Menschen, den ich von ganzem Herzen liebe, und äußere meine Angst. Geteilte Angst ist nur noch halb so groß. Und wenn alle Stricke reißen, ist halt auch mal drei Stunden Dauerkuscheln angesagt. Aktuell gibt es nichts, was ich immer schon einmal machen wollte, sondern nur ganz viele Dinge, die ich noch machen werde.
Welcher Mensch hat Sie bisher am meisten beeinflusst? Und warum?
Kim Heinrich: Meine Mutter und mein Lebenspartner. Weil ich durch diese beiden Menschen bedingungslose Ehrlichkeit und bedingungslose Liebe erfahren durfte. Das habe ich in meinem Leben sonst eher selten gefunden. Dadurch, dass es diese beiden Menschen gab, und glücklicherweise mittlerweile viele andere, die so denken und mit mir umgehen wie sie, konnte ich Selbstbewusstsein aufbauen und bin stark geworden, um meinen Alltag nach meinen Vorstellungen umsetzen zu können. Liebe ist der größte Halt für mich. Liebe ist auch ein Geschenk, was viele Menschen in ihrer Umgebung heutzutage als selbstverständlich nehmen. Ich tue dies nicht und kann mich deshalb jeden Tag wieder aufs Neue freuen, wenn die Liebe mir begegnet.
Sie haben die Chance Bundesbehindertenbeauftragte zu werden. Was wäre Ihre erste Amtshandlung?
Kim Heinrich: Ich muss zugeben, dass das eine große Frage ist, über die ich erstmal nachdenken muss, bevor ich antworte. Ich habe auf jeden Fall Respekt vor der Verantwortung, die ich dann tragen würde. Ich würde mich der Aufgabe ehrlich gesagt noch nicht gewachsen fühlen, weil ich gerade erstmal dabei bin für mich herauszufinden, was ich selbst vom Leben erwarte. Ich finde, nur wenn man weiß, wo man selber steht, kann man Stück für Stück große Verantwortung übernehmen. Ich würde vermutlich Werbekampagnen für mehr Menschlichkeit und Nächstenliebe und weniger Wirtschaftlichkeit und Egoismus ausstrahlen lassen. Dann würde ich Raúl Krauthausen zu meinem persönlichen Berater ernennen, weil er nun mal gute Sichtweisen zu Themen vertritt, mit denen ich fürs Erste noch überfordert wäre. Er würde mir sicherlich Mut machen, mich mehr zu trauen als Bundesbehindertenbeauftragte; das weiß ich. Aber ich glaube, meine Zeit ist noch nicht reif. Von daher sage und tue ich das, was ich guten Gewissens vertreten kann, und lerne noch ein bisschen, bevor ich große Töne spucke.