Wann haben Sie das letzte Mal herzhaft gelacht und worüber?
Lea Voitel: Am letzten Wochenende war ich mit einer Freundin auf einem Musikfestival. Das Wetter hätte wohl kaum schlechter sein können. Und dann haben wir auch noch gezeltet… Aber trotzdem hatten wir unsagbar viel Spaß, einfach weil diese Unternehmung möglich war. Alleine, selbstbestimmt, ohne Hilfe von Mama und Papa. An diesem Wochenende war ich einfach eine von 30.000 anderen Menschen. Dieses Gefühl lässt mich herzhaft auflachen!
Was wollten Sie schon immer einmal machen und warum haben Sie sich bis jetzt noch nicht getraut?
Lea Voitel: Schon lange möchte ich ein Buch schreiben, doch Biographien von Menschen mit einer Behinderung erscheinen gerade in Hülle und Fülle. Bisher habe ich noch nicht das eine Detail gefunden, was mich von anderen abheben würde. Doch ich suche fleißig weiter!
Welcher Mensch hat Sie bisher am meisten beeinflusst? Und warum?
Lea Voitel: Ziemlich schwer, sich hier auf einen Menschen zu beschränken. Zuerst natürlich, meine Eltern und Großeltern, die mir tolle Werte vermittelt und mich das Kämpfen gelehrt haben. Als nächstes meine Schwester mit ihrer unglaublich liebevollen Art und ihrem Ehrgeiz. Das habe ich mir mit Sicherheit abgeguckt. Meine Deutschlehrerin, die ich in der Sekundarstufe hatte, half mir, meine größte Stärke, nämlich das Schreiben, zu entdecken. Doch nicht nur das: Ich wurde während dieser Zeit auch mehr oder weniger erwachsen. Das Reisebüro für Menschen mit Behinderung, mit dem ich selbst immer verreise, YAT-Reisen, half mir, meinen Traumberuf und die Erfüllung im selbstbestimmten Reisen zu finden. Zuletzt noch meine "Potsdamer Familie", die mit mir durch gute und schlechte Zeiten geht, immer da ist, wenn ich sie brauche und mir Möglichkeiten eröffnet, die ich vorher nicht für möglich gehalten habe. Ich bin so dankbar für all diese Menschen!
Sie haben die Chance Bundesbehindertenbeauftragte zu werden. Was wäre Ihre erste Amtshandlung?
Lea Voitel: Ganz klar: Ich würde die Regelung abschaffen, nach der Menschen mit Behinderung nur einen bestimmten Satz verdienen und ansparen dürfen. Der Rest wird ihnen weggenommen, weil sie auf Assistenz angewiesen sind. Noch einmal zum Mitschreiben: Wir sind nicht freiwillig angewiesen. Es ist nicht schön, sich ständig bei teilweise intimen Sachen helfen lassen zu müssen. Es ist ein Unding, dass wir hier nur als Kostenfaktor gesehen werden und das Menschliche ausgebblendet wird. Wir sollten nicht nur deswegen weniger verdienen dürfen, obwohl wir vielleicht sogar studiert haben.