Wann haben Sie das letzte Mal herzhaft gelacht und worüber?
Oliver Straub: Ich mache oft Blödsinn und Witze mit meinen Assistenten. Da auch welche aus anderen Ländern bei mir arbeiten, kommt es beim kulturellen Austausch in Englisch oft zu witzigen Sprüchen und Situationen, wo ich mich manchmal vor Lachen kugeln könnte.
Was wollten Sie schon immer einmal machen und warum haben Sie sich bisher nicht getraut?
Oliver Straub: Eine Weltreise wäre mein absoluter Traum, doch es fehlt mir dafür nicht an Mut, sondern das nötige Kleingeld. Aber vielleicht wird es ja noch was mit einer Tour around the world – mit dem Elektrorollstuhl 500 Kilometer auf fünf Kontinenten. Mal sehen, was die Zukunft bringt, man soll immer groß denken, um etwas zu bewegen.
Welcher Mensch hat Sie bisher am meisten beeinflusst? Und warum?
Oliver Straub: Ich würde sagen mein Vater: Obwohl nicht alles gut war, hat er mir doch viel beigebracht und ich hatte als Kind sehr viele Freiheiten, um mich zu entfalten. Nach meinem Unfall hat mich ein Freund im Krankenhaus sehr beeinflusst. Damals wohnte ich noch bei meinen Eltern, die sich um mich gekümmert haben. Ohne Assistenz, bestand vier Jahre lang mein ganzer Tagesablauf darin, mich vor dem Computer zu beschäftigen. Als ich 2008 im Krankenhaus den Ufuk kennen gelernt habe, der dort Assistenz hatte und nicht der Willkür und der Zeitnot von den Pflegern ausgesetzt war, wusste ich, dass ich auch Assistenz brauche, um meine Freiheit zurück zu bekommen. 2008 war auch das Jahr, wo das Persönliche Budget eingeführt wurde und Ufuk hat mir erklärt, wo ich es beantragen kann und wo ich Hilfe und Informationen dazu finde. Seit dem 01.01.2009 lebe ich wieder in einer eigenen Wohnung, gehe raus, mache Urlaub, besuche Schulen für Heilerziehungspflege und spreche vor den Schülern über das Persönliche Budget, berate andere in meiner Situation, und durfte bis jetzt schon viel Schönes erleben.
Sie haben die Chance Bundesbehindertenbeauftragte/r zu werden. Was wäre Ihre erste Amtshandlung?
Oliver Straub: Leider hat man als Bundesbehindertenbeauftragte/r nicht die Macht Gesetze zu beschließen, doch ich würde mich für eine sofortige Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes stark machen, so wie es die Behindertenverbände und Organisationen fordern. Aber man muss kein Bundesbehindertenbeauftragter sein, um sich dafür stark zu machen. Deshalb starte ich im August meine Tour mit dem Elektrorollstuhl vom Bodensee nach Berlin, um für eine gerechte Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes zu werben. Ein wichtiges Anliegen ist mir dabei ein einkommens - und vermögensunabhängiges Teilhabegesetz, um Menschen wie mich, die wegen ihrer Behinderung auf Assistenz angewiesen sind, aus der Sozialhilfe zu holen.