Egal, ob mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem eigenen Fahrzeug – eine möglichst selbstbestimmte Mobilität spielt für Menschen mit Behinderung eine große Rolle. So sehr, dass um sie und ihre Bedürfnisse herum ein ganzer Branchenzweig entstanden ist und immer mehr spezifische Leistungen angeboten werden.
Mobilität hat viele Gesichter. Für die einen reicht es schon, wenn sie beispielsweise mit einem optimal angepassten Rollstuhl ausgestattet sind und damit den ÖPNV oder Angebote wie den rollstuhlgerechten Ridesharing-Service BerlKönig nutzen können. Andere wiederum möchten deutlich mehr Flexibilität und lassen sich ihr eigenes Fahrzeug ganz nach ihrem persönlichen Bedarf umrüsten. Ob klassischer PKW oder VW-Bulli – auf diesem Gebiet ist inzwischen vieles möglich.
Und je nach Art der körperlichen Einschränkung gibt es natürlich zahlreiche Anpassungsvarianten, die bei der Umrüstung infrage kommen. Und die Überlegungen hierfür sollten bereits an der Fahrzeugtür beginnen. Soll es ein Hebelift sein, der einem samt Rollstuhl ins Auto hilft? Oder ist geplant, sich auf den Fahrersitz umzusetzen? Der zweite Fall ist für Menschen, die noch nicht lange einen Rollstuhl nutzen, oft erstmal gar nicht so einfach. Deswegen hat die F. Sodermanns Automobile GmbH nun ein mobiles therapeutisches Trainingsgerät entwickelt, um den Transfer vom Rollstuhl ins Auto üben zu können.
Der Transfer vom Rollstuhl ins Auto kann mit dem REHA-SLIDE trainiert werden.
"Der REHA-SLIDE ist ein Trainingsgerät mit einem dreh- und schwenkbaren Rutschbrett und einem Lenkrad, das in der Höhe und in Längsrichtung verstellbar ist", erklärt Sodermanns-Fachberater Jochen Rieß. Im Interview mit REHACARE.de berichtet er, für welche Umgebung das Trainingsgerät gedacht ist und welche konkreten Möglichkeiten es Rollstuhlnutzer*innen bietet.
Wenn Einstieg und Transfer ins eigene Fahrzeug dann erst einmal routiniert funktionieren und auch sonst alle wichtigen Anpassungen am Auto vorgenommen wurden, steht dem selbstbestimmten Fahrvergnügen nichts mehr im Weg. Um allerdings immer möglichst sicher ans Ziel zu kommen, empfiehlt es sich unter Umständen durchaus, die eigene Fahrsicherheit – vor allem im Umgang mit den Umbauten – zu testen und gegebenenfalls zu trainieren. Dafür gibt es verschiedene Angebote an Fahrsicherheitstrainings für beispielsweise Menschen, die nach einem Unfall nun einen Rollstuhl nutzen. Auch die Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG BAU) bietet solche Grund- und Aufbauseminare an.
Sicherheit spielt eine große Rolle im Straßenverkehr – egal, ob mit oder ohne Behinderung.
"Unser Ziel ist es, den Teilnehmenden im Rahmen von Seminaren das Kennenlernen neuer technischer Entwicklungen zur Umrüstung von Fahrzeugen sowie die eigene Austestung zu ermöglichen", erklärt Thomas Lucks, Pressesprecher der BG BAU. "Das Moderatorenteam besteht aus einem Mobilitätssachverständigen, der selbst durch einen Motorradunfall schwerstbehindert ist, einem in der Behindertenausbildung tätigen Fahrtrainer sowie einem Ergo- und Sporttherapeuten. Dadurch können wir eine effektive Betreuung gewährleisten." In welchen Fällen diese Kurse besonders sinnvoll sein können, erfahren Sie in unserem Beitrag "Mobilität: Sicher unterwegs mit behindertengerecht umgebauten Fahrzeugen".
Sei es also beim Einstieg ins Auto oder in der Handhabung der umgerüsteten Technik – um selbstbestimmt mobil sein und bleiben zu können, ist ein routinierter Umgang mit dem eigenen Fahrzeug besonders wichtig. Wenn dann in Theorie und Praxis die Sicherheit immer mit an Bord ist, macht die eigene Mobilität gleich doppelt so viel Spaß.