Ein lebender Beweis dafür aus dem Berufsalltag ist übrigens Anja Winkler: Sie ist Mitarbeiterin im gehobenen Innendienst an der Technischen Universität Dresden und kann mithilfe diverser technischer Hilfsmittel sowie einer Arbeitsassistenz selbstbestimmt ihrer beruflichen Verantwortung nachkommen. Dass sie blind ist, spielt in ihrer Beratungstätigkeit und im Kreis der Kolleg*innen keine zentrale Rolle. Vielmehr steht ihre Kompetenz im Vordergrund, die von allen geschätzt wird. Im Gespräch mit REHACARE.de sagte sie unter anderem: "Barrieren im Kopf abzubauen, ist wichtiger als die Hilfsmittel selbst". Was genau es damit auf sich hat, erfahren Sie in unserem Interview.
Christoph Metzler, der selbst ebenfalls eine schwere Sehbehinderung hat, sieht aber auch durchaus die Vorteile von Hilfsmitteln für die berufliche Teilhabe: "Ich denke, dass die Fortschritte im technischen Bereich – wie beispielsweise Exoskelette – sicher mittelfristig die Arbeitsfähigkeit von Menschen mit Behinderung in vielen Bereichen noch steigern werden. Auch im Bereich Sehbehinderung gibt es faszinierende Gadgets, die Gesichter von Menschen erkennen können und eine mobile Vorlesefunktion bieten." Aber darauf dürfe das Thema Inklusion nicht verengt werden. Es komme weiterhin stark auf die zwischenmenschliche Ebene an. Metzler wünscht sich, dass Menschen am Arbeitsplatz über ihre gesundheitlichen Herausforderungen offen reden dürfen und ein wertschätzendes Feedback von Seiten ihrer Manager*innen erhalten. Das gelte vor allem auch für psychische Erkrankungen, bei denen oft noch Ängste bestünden, generell etwas falsch zu machen. Da benötigen mitunter beide Seiten noch Unterstützung. Zu diesem Themenkomplex hat das KOFA zusammen mit der Aktion Mensch einen Leitfaden entwickelt, der kostenlos als PDF heruntergeladen werden kann.
Ein Arbeitsplatz, der im besten Fall in jeder Hinsicht frei von Barrieren ist, trägt nicht nur zur beruflichen Teilhabe bei, sondern auch zu einem selbstbestimmten Leben. Denn: "Barrierefreiheit wird häufig nur technisch verstanden, aber sie ist ja immer auch ein Türöffner. Ein Türöffner zu mehr Zufriedenheit mit dem eigenen Leben", weiß Metzler. "Das Erleben von Autonomie und Chancengleichheit ist für Menschen, die sich sonst häufig jeden Tag überlegen müssen, wie sie eine passende Lösung im Alltag für sich finden, etwas unglaublich Wertvolles. Und Selbstbestimmung und Wertschätzung gibt es natürlich nicht nur im Arbeitsleben. Aber Arbeit hat für viele Menschen eben auch einen sinnstiftenden Wert."