Inwiefern ist der Welt-MS-Tag wichtig für Menschen, die mit Multipler Sklerose leben?
Pitschnau-Michel: Am Welt-MS-Tag geht es darum, ganz gezielt über die Erkrankung Multiple Sklerose und ihre Auswirkungen auf das tägliche Leben aufzuklären. Bei den Veranstaltungen und Aktionen im Rahmen des Welt-MS-Tages nutzen MS-Erkrankte die Möglichkeit, mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen, ihre Bedürfnisse zu artikulieren, die Probleme, die mit der Krankheit einhergehen, zu schildern, aber auch mit Vorurteilen aufzuräumen. Es ist ihr Tag, um das öffentliche Interesse auf sich zu ziehen und Solidarität einzufordern – in dem guten Bewusstsein, dass rund um diesen Tag in allen Teilen der Welt Multiple Sklerose thematisiert wird. MS ist eine weltweit verbreitete Krankheit, weltweit leben 2,5 Millionen, in Europa 500.000 und in Deutschland, nach einer aktuellen Untersuchung des Bundesversicherungsamtes, möglicherweise mehr als 200.000 Menschen mit MS. Die mit ihr verbundenen Schwierigkeiten lassen sich nur in einem globalen Miteinander lösen. Das gilt für alle Bereiche: die weltweite Ursachen- und Grundlagenforschung, die Durchsetzung therapeutischer Standards sowie die Umsetzung der gesellschaftlichen Teilhabe – der Welt-MS-Tag bietet hier eine großartige Bühne.
Was bedeutet für Sie Inklusion?
Pitschnau-Michel: Jeder Mensch hat Anspruch auf Selbstbestimmung, Diskriminierungsfreiheit und gleichberechtigte Teilhabe – das zumindest legt die UN-Behindertenrechtskonvention, die seit 2009 auch in Deutschland gilt, fest. Leider sind wir noch immer weit von der tatsächlichen Realisierung entfernt, das muss sich ändern. Der DMSG-Bundesverband als Interessenvertreter MS-Erkrankter sieht es als seine wesentliche Aufgabe an, sich für das verbriefte Recht von Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen, zu denen ja MS zählt, auf einen ungehinderten Zugang zu den Leistungen des Gesundheitswesens und der Sozialversicherung, der Chancengleichheit in Schule, Ausbildung, Beruf, im gesellschaftlichen und familiären Leben, auf allen Ebenen einzusetzen. In der Öffentlichkeit ein Bewusstsein für die Notwendigkeit der Inklusion zu schaffen, ist unter anderem ein Schritt in die richtige Richtung und gehört auch zu den Anliegen des Welt-MS-Tages.