3D-gedruckte Kinderprothesen – individuelle Versorgung mit vielen Vorteilen
3D-gedruckte Kinderprothesen – individuelle Versorgung mit vielen Vorteilen
03.03.2023
3D-Druck ist inzwischen ein fester Bestandteil in der Hilfsmittel-Branche. Vor allem in der Orthopädietechnik wird er immer häufiger eingesetzt. Warum? Weil er viele Vorteile mit sich bringt, wie zum Beispiel schnelle Anfertigung und individuelle Anpassung. Auch Kinder mit Prothesen profitieren vom zunehmenden Einsatz des 3D-Druck-Verfahrens.
Eine Armprothese hilft Kindern im Alltag besser zurechtzukommen. Eine individuelle Anpassung ist hierfür wichtig.
Bei der Prothesenversorgung von Kindern gibt es andere Herausforderungen als bei der von Erwachsenen. Hier muss eine noch individualisiertere Versorgung stattfinden, weil vor allem die Aufbauhöhe ein großes Thema ist. Daher ist es oft sinnvoller, bei Kindern auf eine 3D-gedruckte Prothese zurückzugreifen. Denn diese kann perfekt an das verbliebene Körperteil angepasst werden und so ein beispielsweise möglichst physiologisches Gangbild erreichen.
Die Firma rahm beschäftigt sich seit 2015 mit der innovativen Technologie des 3D-Drucks und stellt inzwischen auch Kinderprothesen in diesem Verfahren her. "Im Bereich der Kinderprothetik ergab sich der Bedarf die neue Technologie einzusetzen, aufgrund mangelnder guter Alternativen. Eine funktionelle Versorgung – gerade für die noch sehr jungen Patient*innen – war oftmals nicht zufriedenstellend leistbar. Hier hat die Kombination aus hoher Funktionalität mit einem kindgerechten Design und der Möglichkeit einer Computer-gestützten Belastungssimulation zu tollen Ergebnissen geführt", erklärt André Dick, Leiter digitale Orthopädietechnik bei rahm Zentrum für Gesundheit GmbH.
Auch für die Kleinsten gibt es schon entsprechende Prothesenmodelle.
Großer Anwendungsbereich
Im Kleinkindbereich ist jede Amputationshöhe mit 3D-Druck-Prothesen versorgbar. rahm versorgt daher sowohl mit Beinprothesen als auch mit Armprothesen. "Besonders herausfordernd sind prothetische Versorgungen mit stark ausgeprägten Fehlstellungen. Aber auch hier werden durch 3D-Druck-Verfahren Versorgungsmöglichkeiten geschaffen", erläutert Dick die Situation. Der Leiter der digitalen Orthopädietechnik erklärt außerdem, dass mit voranschreitendem Alter des Kindes der 3D-Druck zunehmend eine Symbiose zu herkömmlichen Methoden darstellt und bewährte Passteile ergänzt. Es kommt somit zum Zusammenspiel von 3D-gedruckten und herkömmlichen Prothesen, jedoch selten im Kleinkindalter.
Die Firma Pohlig nutzt ebenfalls das 3D-Druck-Verfahren zur Herstellung verschiedener Orthesen und Prothesen – darunter auch eine Kinderorthese und eine Kinderprothese. Bei der Unterschenkel-Fußorthese (USFO) wurde der 3D-Druck gewählt, weil damit die Möglichkeit bestand, eine Orthese mit geringem Gewicht, einer dünnwandigen, strapazierfähigen Oberfläche und einem ästhetischen Design zu entwickeln. Kinder können mit dieser Orthese außerdem Konfektionsschuhe tragen, wodurch das dynamische Gehen verbessert wird. Für die FIRST-Prothese bietet der 3D-Druck ebenfalls den Vorteil des geringen Gewichts und einer kindgerechten Gestaltung. Der wichtigste Punkt für die Wahl des 3D-Druck-Verfahrens war hier jedoch der Tragekomfort, der für die Kinder erreicht werden kann.
Weitere Vorteile für die kleinen Patient*innen
Zu den Vorteilen einer Kinderprothese aus dem 3D-Drucker gegenüber einer herkömmlichen Kinderprothese zählt vor allem die besonders leichte Bauweise. Das kindgerechte und in hohem Maße individualisierbare Design sorgt bei Kindern zudem für hohe Akzeptanz der Prothese. "Wachstumsbedingte Anpassungen werden einfacher und der Gipsabdruck entfällt aufgrund der Scantechnik. Dies ist deutlich weniger belastend für die ganze Familie. Alle Vorteile vereint, können wir so eine gute Funktionalität erreichen", ergänzt Dick.