Wie sich das auf Arbeitnehmer*innen mit Behinderung auswirkt, was es zukünftig bräuchte, um auch Menschen aus der Langzeitarbeitslosigkeit hin zu einer inklusiveren beruflichen Teilhabe zu führen und welche Lehren man für die Arbeitswelt nach Corona ziehen kann, darüber sprach Christoph Beyer mit REHACARE.de im Interview.
Herr Beyer, Sie sind Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Integrationsämter und Hauptfürsorgestellen (BIH) und haben in einem Interview mit dem Landschaftsverband Rheinland (LVR) gesagt, dass die aktuelle Lage zeigen wird, wie ernst wir in Deutschland Inklusion wirklich nehmen. Gerade offenbaren sich viele Schwachstellen, wo Deutschland zukünftig nachbessern muss. Wie groß ist die Angst, dass die Inklusion dann hinten runterfällt?
Christoph Beyer: Angst ist ja immer etwas Diffuses. Seit die UN-Behindertenrechtskonvention vor gut zehn Jahren in Kraft getreten ist, gab es in Deutschland ja nur wirtschaftliches Wachstum. Die Arbeitslosenquote ging stetig weiter runter. All die Maßnahmen, die in den vergangenen zehn Jahren gelaufen sind – Bundesteilhabegesetz, die Neuregelung der Eingliederungshilfe aus dem Sozialgesetzbuch XII in IX (und die damit verbundene Trennung der Fachleistung von existenzsichernden Leistungen; Anm. d. Red.) – sind alles in wirtschaftlich guter Situation gelaufen. Man hat das Sozialsystem in den letzten Jahren gut ausgebaut. Davon haben auch Menschen mit Behinderung profitiert.
Aktuell kommen mehrere Dinge zusammen: Einerseits natürlich die Pandemie und der damit verbundene merkbare Umbau, was unser Arbeitsleben angeht. Aber auch die immer älter werdende Gesellschaft ist ein Punkt. Der demografische Wandel spiegelt sich auch in den Unternehmen wider. Auch die Betriebe werden älter. Und dann spielt die Digitalisierung der Arbeitswelt eine Rolle. Immer mehr sogenannte "leichte" Arbeitsplätze mit vergleichsweise einfachen Aufgaben fallen weg, weil diese Arbeit mittlerweile Roboter übernehmen. Der Fließbandarbeiter zum Beispiel wird heute kaum noch gebraucht. Das Zusammenwirken von Mensch und Maschine spielt da eine Rolle. Maschinen sollen die Arbeit erleichtern, sie aber nicht abnehmen. Das ist der große Spagat, den man machen muss.