Heutige Arbeitsplätze sind komplex. Deshalb besteht die größte Herausforderung darin, immer up to date in Sachen Software zu sein und teilweise recht individuelle Lösungen zu finden, damit die Hilfsmittel perfekt integriert werden können. Denn: "Screenreader und Vergrößerungssoftware sind die Voraussetzung für alles, was aus dem Computer rauskommt – sind aber nichts anderes als schöne Werkzeuge, wenn die Webseite oder das jeweilige Programm an sich nicht gut gemacht sind."
Während sich die IT-Branche und die damit verbundenen Softwareprodukte ständig verändern, bleibt das Hilfsmittel schlechthin für blinde Menschen wie es ist – die Braillezeile. Aber wieso eigentlich? "Es ist schwer, eine gute Braillezeile wirklich weiterzuentwickeln", erklärt Behrendt. Und er weiß, wovon er spricht. Schließlich hat der Diplom-Ingenieur zu Beginn seiner Karriere bei Papenmeier Braille-Geräteserien mit- beziehungsweise weiterentwickelt. Dass sie aber noch immer fast so teuer sind wie ein Kleinwagen, hat gute Gründe: "Bei der Entwicklung/Produktion muss vorrangig auf Qualität geachtet werden, weniger auf den Preis." Schließlich ist der blinde Mensch auf dieses Hilfsmittel angewiesen. Funktioniert die Braillezeile nicht, funktioniert gar nichts. Deshalb produziert Papenmeier komplett in Deutschland. Das ist zwar teurer, aber qualitativ noch immer das Beste, was es auf dem Markt gibt.
Wie die Arbeit dann mit einer optimalen Ausstattung in Sachen Hard- und Software aussehen kann, hat REHACARE.de sich 2019 einmal näher angeschaut und die blinde Conny Rippe einen Tag lang ins Büro begleitet.
Bis es allerdings wieder einen solchen Büroalltag gibt, wird es noch eine Weile dauern. Denn noch hat uns die Pandemie fest im Griff. Bis dahin ist es aber immerhin schon einmal gut zu wissen, dass sich auch in digitalen Meetingräumen immer öfter alle Menschen willkommen fühlen können. Und vielleicht sind ja, wenn das Thema Barrierefreiheit bei Soft- wie Hardware eine immer größere Rolle zu spielen beginnt, eines Tages auch Inklusion und Teilhabe in allen Bereichen unserer Gesellschaft ebenfalls kein Thema mehr. Denn wenn Menschen mit Behinderung digital mitgedacht werden, ist es möglicherweise ein kleinerer Schritt dahin, sie auch im realen Leben umfassend mitzudenken.