Die intelligente, tragbare Sehhilfe besteht aus einer leichten Kamera, die jeden gedruckten und digitalen Text erkennen kann. Über den eingebauten Lautsprecher wird dem/der Träger*in dann vorgelesen – in Echtzeit. Gleiches funktioniert auch mit Produkten und Geldscheinen. "Wir haben eine klare Zielgruppe", erklärt Kietzke auf der REHACARE 2019. "OrCam ist eine Sehunterstützung für Menschen, die beispielsweise nur noch fünf Prozent Restsehstärke oder weniger aufweisen beziehungsweise blind sind." Die intelligente Kamera, die Informationen in Sprache übersetzt, kann aber auch Menschen mit Dyslexie helfen, trotz Leseschwäche durch den Alltag zu kommen beziehungsweise ihre Kompetenzen auf diesem Gebiet zu verbessern. Der Hauptzweck der OrCam ist aber der eines Hilfsmittels. Deshalb ist die MyEye auch als solches offiziell vom GKV Spitzenverband anerkannt und wird von Krankenkassen und anderen Kostenträgern bezahlt.
Wer jetzt glaubt, dass so ein smartes Gerät einiges an technischem Know-how beim Anwender voraussetzt, den kann die Area Sales Managerin beruhigen: "Wir haben eine sehr große Bandbreite an Nutzer*innen und können nicht sagen, dass eine starke Seheinschränkung oder Blindheit altersspezifisch sind. Dennoch sind betroffene Menschen eher in einem höheren Alter. Und da ist es wichtig, dass es intuitiv und simpel zu bedienen ist. Das heißt, die OrCam ist ein Gerät, was offline bedient und angewendet werden kann." Um das Hilfsmittel auf dem neuesten Stand zu halten, gibt es eine WLAN-Funktion. Eine App oder ein zusätzliches Gerät sind aber nicht nötig. "Ich brauche nur den Text, den ich mir zugänglich machen möchte, und das Gerät selbst", bestätigt Kietzke. Gerade die Einfachheit der Bedienung macht die Sehhilfe so nutzer*innenfreundlich. Nicht nur älteren Menschen kommt das zugute, auch Jüngere profitieren davon. Der jüngste Nutzer in Deutschland sei gerade sieben Jahre alt. Aber auch mit 95 Jahren sei die Benutzung des Wearables kein Problem, wie die Area Sales Managerin weiß.