Pro Walk: Schritt für Schritt gegen Fußheberschwäche

Herr Riedl, das bewährte Fußhebersystem WalkAide von Pro Walk hat nun Verstärkung bekommen. Was zeichnet die Neuzugänge WalkAide 2.0 und NeuGait aus?

Nico Riedl: NeuGait hat von uns den Spitznamen "Starter-Talent" erhalten. Das System entfaltet ganz kompakt und effektiv seine volle Wirkung. Das kleine Plastikgehäuse wird einfach mit einer weichen Manschette unterhalb des Knies auf der Haut angebracht. Die Sensoren erfassen die Bewegungen des Beines und Fußes, die Elektronik analysiert sie. NeuGait sendet exakt darauf abgestimmte elektrische Signale zum Wadenbeinnerv, der die Bewegungen im Fußgelenk und im Fuß steuert. Durch die geringe Größe eignet sich das System außerdem auch für Kinder.

WalkAide^® 2.0 ist unser "Technik-Talent". Im modernen Gehäuse versteckt sich eine innovative Technologie. Mit dem ersten Schritt erfassen Sensoren die Bewegung des Beines und stimmen diese über einen komplexen Algorithmus ständig ab. Ausgestattet mit ausgefeilter Technologie, kann die Intensität des WalkAide^® 2.0 nach Bedarf über eine App geregelt werden. Durch die flache Konstruktion kann das System zudem nahezu unsichtbar unter der Kleidung verborgen werden.

Für wen eignen sich die verschiedenen Modelle?

Riedl: Die drei Modelle der Fußheberfamilie eignen sich für all diejenigen, deren Nervenfunktionen im Fußbereich eingeschränkt sind, die Nervenleitung aber intakt ist. Dies ist zum Beispiel der Fall durch einen Schlaganfall, durch Multiple Sklerose, durch eine inkomplette Querschnittslähmung oder bei infantiler Zerebralparese. Reagieren die Nerven grundsätzlich noch auf elektrische Reize, können beide Systeme mit ihrer funktionellen Elektrostimulation eingesetzt werden. Bei Kindern eignet sich insbesondere NeuGait aufgrund der geringeren Größe oder aber auch das altbewährte WalkAide^®. Bei der Entwicklung des WalkAide^® 2.0 wurde speziell auf ein möglichst flaches Design geachtet. Nutzerbefragungen haben gezeigt, dass dieser Aspekt für viele Menschen eine wichtige Rolle bei der Alltagstauglichkeit einnimmt. Das System passt mit seinen flachen Maßen nun ganz unauffällig unter fast jedes Kleidungsstück.

Inwiefern tragen die drei Produkte der Fußheberfamilie von Pro Walk zu einem selbstbestimmten Leben bei?

Riedl: Das Anheben der Fußspitze steuert der Peroneusnerv. Fällt er aus, zum Beispiel durch einen Schlaganfall, Multiple Sklerose oder eine Schädel-Hirn-Verletzung, müssen Betroffene beim Gehen das ganze Bein wegen des herabhängenden Fußes höher anheben, um nicht zu stolpern. Bei einer Fußheberschwäche kommt es dadurch häufig zu Stürzen. Die drei Produkte der Fußheberfamilie regen die Nerven an, beim Gehen den Fuß anzuheben. Genau im richtigen Moment – mit dem Resultat: sicheres Gehen. Da jeder Mensch anders geht, stimmen sich die Systeme auf das individuelle Gangbild ein. Der Mensch spart dadurch an Kraft und plötzlich sind wieder längere Strecken möglich, was zu deutlich mehr Selbstständigkeit im Alltag beiträgt. Weitere Vorteile sind, dass keine Bandagen, die behindern könnten, notwendig sind: Man läuft in den eigenen Schuhen. Auch die Muskeln bilden sich nicht zurück, sondern bleiben kräftig, weil sie wieder gefordert sind. Damit wird dem Muskel- und Knochenabbau vorgebeugt. Das Ziel der Produktfamilie ist also eine insgesamte Erhöhung der Bewegungsmöglichkeiten der Nutzer*innen, damit diese ihren Alltag möglichst sicher und eigenständig bestreiten können.

Was bedeutet für Sie Inklusion?

Riedl: Unser Verständnis von Inklusion beinhaltet, dass Menschen trotz kleiner oder größerer Einschränkungen am alltäglichen Leben teilnehmen. Unsere Hilfsmittel sollen ein Stück Normalität wiederbringen und so zu dieser aktiven Teilhabe ermutigen. Durch unsere Fußheberfamilie möchten wir Menschen mit einer Fußheberschwäche zu einem sichereren Gehen verhelfen und das Sturzrisiko minimieren. Dies soll zu mehr Eigenständigkeit im Alltag führen und infolgedessen die uneingeschränkte Teilnahme am sozialen Miteinander unterstützen.