Inwiefern kann das Portal zur gesteigerten betrieblichen Inklusion von Menschen mit Behinderung auf dem ersten Arbeitsmarkt beitragen?
Decker: Barrieren bestehen häufig in den Köpfen. Wenn bei Mitarbeitenden oder auch bei einem selbst eine Erkrankung oder Behinderung eintritt und dadurch die berufliche Teilhabe beeinträchtigt wird, besteht in der Regel ein großer Informationsbedarf. Rechtliche Ansprüche, Vorgehensweisen, mögliche Finanzierung und Ansprechstellen sind den Betroffenen oft erst einmal nicht bekannt. Es gibt eine Vielzahl von Fördermöglichkeiten für Arbeitgeber*innen und Arbeitnehmer*innen und auch diverse Beratungs- und Unterstützungsangebote. REHADAT versorgt Ratsuchende mit den nötigen Informationen, um mögliche Hemmnisse zu überwinden.
Reale Beispiele der Arbeitsgestaltung können andere Arbeitgeber*innen ermutigen, Menschen mit Behinderung einzustellen oder für Beschäftigte Lösungen zu finden und damit Barrieren abzubauen. Denn nur so kann eine inklusive Arbeitswelt gelingen. Arbeitnehmer*innen und Schwerbehindertenvertretungen erhalten Anregungen für praktische Lösungen. Häufig können bereits kleine Anpassungen die berufliche Teilhabe von Menschen mit Behinderung sichern.
Das REHADAT-Portal Gute Praxis lebt übrigens von der Beteiligung: Je mehr Beispiele wir aufzeigen, desto besser kann gelebte Inklusion vermittelt und wahrgenommen werden. Wir freuen uns daher über jedes Praxisbeispiel sowie über Inklusionsvereinbarungen, Aktionspläne und Interviews – nach dem Prinzip: aus der Praxis für die Praxis.
Was bedeutet für Sie Inklusion?
Decker: In einer inklusiven Gesellschaft erfahren ALLE Menschen Teilhabe, Selbstbestimmung und Chancengleichheit. Dafür braucht es aus meiner Sicht Anerkennung und Akzeptanz von Diversität in der Gesellschaft. Das gilt für alle Bereiche und alle Aspekte von Verschiedenheit. Mit mehr Selbstverständlichkeit und Lösungsorientierung müssen wir beispielsweise davon wegkommen, dass Unterstützungsangebote für Menschen mit Behinderung oder Maßnahmen für mehr Barrierefreiheit als Sonderregelungen angesehen werden. Es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten, Teilhabe zu fördern. Da erstaunt es immer wieder, welche Probleme es bei der praktischen Umsetzung gibt – sei es in der Schule, der Arbeitswelt oder anderen Lebensbereichen. Menschen mit Behinderung erleben in ihrem Alltag noch viel zu oft unnötige Barrieren, die zu Benachteiligung führen. Dabei gibt es unzählige Lösungen, die teils einfach umzusetzen sind. Hier kann man nicht genug aufklären und informieren. Welchen Einfluss eine positive Haltung, gute Informiertheit und pragmatische Ansätze haben, zeigen viele Beispiele gelungener Inklusion.