Reboocon Bionics: Leichte Prothesen zur aktiven Unterstützung

Die Firma Reboocon Bionics hat es sich zum Ziel gesetzt, leichtere und leistungsstärkere Prothesen zu entwickeln. Auf der REHACARE 2019 gab uns das in den Niederlanden ansässige Unternehmen einen ersten Einblick in seine Zukunftspläne, da sein Produktportfolio bisher nur auf dem chinesischen Markt erhältlich ist. Eine Markteinführung in Europa ist aber bereits für 2020 geplant.

Das Ziel des Gründers und CEO Shiqian Wang ist es, Menschen mit Rückenmarksverletzungen oder Amputationen mit der modernsten Robotertechnologie zu helfen – um natürlichere Bewegungsabläufe und eine geringere Belastung für die noch gesunden Gelenke zu erreichen. Das Unternehmen hat sich dabei vorerst auf Beinprothesen spezialisiert. Der Firmengründer sprach mit REHACARE.de über seine Ambitionen und verriet uns, warum er sich dazu entschieden hat, der Messe einen Gastauftritt abzustatten.

Herr Wang, es gibt viele verschiedene Beinprothesen auf dem Markt. Was unterscheidet Ihre Prothesen von denen anderer Anbieter?

Shiqian Wang: Es gibt in der Tat sehr viele Modelle auf dem Markt. Die Liste der Anbieter schließt größere Unternehmen wie Össur und Ottobock sowie zahlreiche kleinere Unternehmen mit ein. Bei den meisten dieser Hilfsmittel handelt es sich jedoch um sogenannte passive Prothesen. Sie beinhalten kein motorgetriebenes System. Hier muss der Benutzer beispielsweise beim Treppensteigen das Bein selbst schwingen. Dies verlangt dem Prothesenträger viel Kraft ab. Bei unserer Entwicklung handelt es sich um eine aktiv angetriebene Knieprothese. Sie kann Benutzer aktiv auf verschiedenen Untergründen und Oberflächen wie Sand oder bei Neigungen unterstützen und auch beim Hinsetzen und Aufstehen helfen.

Sind Ihre Prothesen für jeden Benutzer geeignet oder gibt es dabei irgendwelche Einschränkungen?

Wang: Die Prothese ist generell für die meisten Anwender mit einer Amputation über dem Knie geeignet.

Inwieweit eignet sich Ihre Prothese auch für den Sportgebrauch?

Wang: Bislang haben wir sie hauptsächlich für den täglichen Gebrauch entwickelt. Aber wir sehen selbstverständlich auch großes Potenzial im Sportbereich. Dabei sollte zumindest Laufen mit einer mittleren Geschwindigkeit möglich sein. Allerdings müssen wir noch ein paar Änderungen vornehmen, damit sie auch für den Sportgebrauch geeignet ist. Aber wir sind bereits auf einem guten Weg.

Sie produzieren noch zwei weitere Produkte, ein Exoskelett und eine angetriebene Sprunggelenksprothese. Was zeichnet diese Produkte aus?

Wang: Im Gegensatz zu den meisten anderen Produkten auf dem Markt handelt es sich bei unserer Sprunggelenksprothese um ein aktives Gerät. Die meisten anderen Produkte sind hydraulisch gesteuerte, passive Prothesen. Unsere aktive Sprunggelenksprothese ist dagegen sehr leicht, wasserbeständig und verfügt über einen sehr großen Bewegungsbereich.

Unser Exoskelett wiegt nur elf Kilogramm. Weltweit wiegen die meisten Geräte dieser Art rund 20 Kilogramm. Wir wollten es nicht nur modern, sondern auch benutzerfreundlich gestalten, damit das Exoskelett auch außerhalb der Klinik Anwendung findet. Die meisten dieser Geräte werden zurzeit in einem kontrollierten Umfeld von Klinikern und Ärzten verwendet, die sich dabei stets in der Nähe des Patienten aufhalten müssen. Mit unserem Gerät streben wir eine persönliche Nutzung beziehungsweise den Heimgebrauch an, damit der Benutzer es mit nach Hause nehmen und seine täglichen, normalen Aktivitäten damit ausführen kann.

Gibt es ein konkretes Datum, ab dem die Produkte auf dem Markt erhältlich sein werden?

Wang: Unsere Knieprothese wurde erstmals im Oktober 2019 in China eingeführt. Im Mai 2020 sollte sie dann auch in Europa erhältlich sein. Die angetriebene Sprunggelenksprothese kommt etwa ein bis zwei Monate später auf den Markt, und das Exoskelett folgt etwa sechs Monate später.

Sie waren Aussteller auf der REHACARE 2019 und haben dort Ihre Prothesen auch im PRODUCTS & NEWS FORUM vorgestellt. Was erwarteten Sie sich von Ihrer Messeteilnahme?

Wang: Zumindest ist es mir wichtig, dass die Menschen wissen, dass es ein Unternehmen gibt, das diese Art von Produkten für Menschen mit Behinderung entwickelt. Wir wollten durch unseren Messeauftritt unseren Bekanntheitsgrad bei unseren Mitbewerbern und auch beim Publikum erweitern. Natürlich vertiefen wir zurzeit gezielt unsere Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in China. Für uns ist REHACARE jedoch der Ort, an dem wir unsere Knieprothese zum ersten Mal in Europa präsentiert haben.