Schlaganfall: Digitalisierung der Rehabilitation mit Rewellio
Schlaganfall: Digitalisierung der Rehabilitation mit Rewellio
Nachgefragt bei Georg Teufl, Gründer und CEO, Rewellio GmbH
27.06.2019
Mobile Endgeräte wie beispielsweise Tablets können Menschen bei der Rehabilitation nach einem Schlaganfall helfen – etwa mit einer App oder dank Virtual Reality. Genau hier setzt Rewellio an und möchte damit sowohl den Patient*innen als auch den Physiotherapeut*innen die Therapie erleichtern. REHACARE.de sprach mit Georg Teufl, dem Gründer und CEO der Rewellio GmbH, über die Vorteile seines Produkts und die Digitalisierung im Allgemeinen.
Georg Teufl
Herr Teufl, wie will rewellio die Schlaganfall-Rehabilitation verändern?
Georg Teufl: Rewellio entstand aus dem Wunsch heraus, Schlaganfall-Patient*innen eine bessere und längere Therapie zu ermöglichen. Rewellio bietet eine Schlaganfall-Rehabilitation, die sowohl für Patient*innen als auch für Therapeut*innen leicht zugänglich ist. Die App verfolgt dabei einen ganzheitlichen Rehabilitationsansatz, der häufig auftretende Erkrankungen bei Schlaganfall-Patient*innen behandelt, wie beispielsweise Arm- und Handlähmungen sowie kognitive oder Seh- und Sprachstörungen. Rewellio setzt dabei auf bewährte und innovative Rehabilitationsmethoden und bindet kostengünstige und mobile Unterhaltungselektronikgeräte wie Tablets, VR-Headsets und EMG-Biofeedback-Armbänder mit ein. Immer mit dem Ziel, mehr und effektivere Therapiezeiten zu ermöglichen, erlaubt rewellio den Patient*innen zu Hause, in der Klinik, im Krankenhaus oder im Rehabilitationszentrum einen schnelleren, motivierenden und eigenverantwortlichen Genesungsprozess einzuleiten.
Welche Vorteile bietet die rewellio-Therapie?
Teufl: Schlaganfall-Patient*innen benötigen mehr Therapiezeit, aber viele von ihnen können es sich nicht leisten oder haben einfach keinen Zugang zu zusätzlichen Sitzungen mit einem Physiotherapeuten, sobald sie von der Intensivstation entlassen wurden. Da wir unsere Software auf Basis von Unterhaltungselektronikgeräten entwickelt haben, ist rewellio sehr erschwinglich und erfordert möglicherweise nicht einmal eine Rückerstattung durch die Versicherung. Die meisten Patient*innen haben vermutlich bereits ein iPad zu Hause und können daher ohne Hardware-Investition loslegen. Aber selbst wenn der Patient das Virtual-Reality-Modul von rewellio nutzen möchte, ist der Kauf eines VR-Headsets für etwa 450 Euro (400 USD) im Vergleich zu anderen nicht gedeckten Krankheits-und Gesundheitskosten – insbesondere in den USA – immer noch eine günstige Angelegenheit. Fast alle Schlaganfall-Patient*innen erhalten nach ihrer Entlassung aus der Intensivstation häufig nicht genügend Therapiezeit. Rewellio ermöglicht es ihnen, mehr und vor allem eine bessere Behandlung zu erhalten, die eigenverantwortlich und in ihrem eigenen Tempo vonstattengeht. Und das Beste ist, dass rewellio extrem einfach zu bedienen ist. Wenn Sie wissen, wie Sie eine App auf Ihrem Handy starten, können Sie rewellio problemlos benutzen.
Warum ist Digitalisierung – wie beispielsweise Virtual-Reality-Lösungen – ein vielversprechender Ansatz in der Schlaganfall-Therapie?
Teufl: Durch den Einsatz digitaler Unterhaltungselektronik erhalten wir Zugang zu den leistungsfähigsten und fortschrittlichsten Sensoren, die in jedem iPad, Smartphone und Virtual Reality-Headset bereits integriert sind. Das ist etwas ziemlich Neues und war bis vor einigen Jahren noch nicht möglich. Diese Sensoren ermöglichen es uns, die Patient*innen zu erfassen und ihren Fortschritt zu überwachen. Die Mobilität dieser digitalen Geräte ermöglicht qualitativ und quantitativ bessere Therapien, nicht nur in der Klinik, sondern vor allem zu Hause und anderswo. Rewellio hat außerdem einen digital animierten und sprechenden Avatar, der die Patient*innen zum "Spielen" motiviert, um gleichzeitig deren Gesundheitszustand zu verbessern. Basierend auf den erzielten Fortschritten empfiehlt das Backbone des Systems jederzeit neue Übungen, die an die individuellen Fähigkeiten angepasst sind. Das Erfassen der Anzahl der ausgeführten Übungen, der am höchsten erreichten Spielstufen und der insgesamt aufgewendeten Zeit kann Therapeut*innen auch dabei helfen, den Heilungsverlauf der Patient*innen zu dokumentieren.
Das Virtual-Reality-Modul kombiniert ein visuelles 3D-Erlebnis mit der Handtracking-Technologie und schafft eine motivierende und intensitätsangepasste Therapieumgebung. Somit schafft Rewellio virtuelle Herausforderungen, um die Wiedervernetzung der betroffenen Hirnareale zu stimulieren.
Was bedeutet für Sie Inklusion?
Teufl: Inklusion ist das Hauptziel von rewellio. Inklusion bedeutet für uns, die Möglichkeit ein angenehmes und glückliches Leben führen zu können und die volle Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft. Durch Schlaganfall verursachte Behinderungen können die Erreichung dieses Ziels zu einer Herausforderung machen. Ich bin seit mehr als einem Jahrzehnt als Physiotherapeut für Schlaganfallpatient*innen tätig. Es war schon immer meine Motivation, das Potenzial von Menschen zu finden, um solche Herausforderungen zu meistern, die sie möglicherweise an einer gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft hindern könnten. Meiner Meinung nach ist Inklusion ein Menschenrecht und ganz sicherlich ein menschliches Bedürfnis. Mit rewellio versuchen wir, unseren Beitrag dazu zu leisten, dies für Schlaganfallpatient*innen auf der ganzen Welt zu ermöglichen.