Bitte beschreiben Sie MyEcc Pupil einmal grundlegend: Für wen ist es geeignet oder gegebenenfalls ungeeignet?
Thomas Rosner: MyEcc Pupil ist eine Sondersteuerung, die über Augenbewegung zum Beispiel einen Elektrorollstuhl inklusive Sitzeinstellungen bedienen kann, zusätzlich aber auch einen Roboterarm steuern kann. Das funktioniert folgendermaßen: Am unteren Rand des Brillengestells ist ein Sensor angebracht, der die Augenbewegung erfasst. Wenn ein Nutzer also nach links schaut, übersetzt die angeschlossene Software diesen Befehl zum Beispiel zum Rollstuhlfahren in die Fahrtrichtung links. Beim Schließen der Augen (auch in einer Gefahrensituation) pausiert die Steuerung umgehend, das heißt der Rollstuhl bleibt sofort stehen bis die Steuerung wieder durch den Nutzer mit den Augen freigegeben wird.
Um diese Kommunikation zwischen Brille und Rollstuhl beziehungsweise Roboterarm herzustellen, benötigen wir unter anderem ein Hochleistungsdisplay, über das auch die Erfassung der Pupille, daher auch der Name "Pupil", kalibriert wird. Wir haben bisher sehr viele Menschen mit ALS mit unserer Sondersteuerung versorgt, aber auch Kinder und Erwachsene mit Muskeldystrophie oder anderen Muskelerkrankungen. Unsere Sondersteuerung kommt vor allem dann zum Einsatz, wenn alle anderen Steuerungen nicht mehr möglich sind, also keinerlei eigenständige Körper- oder auch Kopfbewegung mehr vorhanden ist – die MyEcc Pupil benötigt wie gesagt nur die Bewegung der Augen und entsprechende kognitive Fähigkeiten.
Das System wird mit den Augen gesteuert – zwei sehr empfindliche Körperteile. Wie kann das Produkt angepasst werden, wenn Nutzer*innen beispielsweise selbst eine Brille tragen?
Rosner: Wir haben unterschiedliche Anpassungsmöglichkeiten entwickelt. Das Gestell können wir mit drei verschiedenen Bügellängen versehen, um den Sitz der Brille optimal einstellen zu können. Der integrierte Sensor kann die Augenbewegung auch bei Sonneneinstrahlung erfassen – da sich in dem Fall aber die Pupille verkleinert, liefern wir die MyEcc Pupil standardmäßig mit selbsttönenden Gläsern aus, damit sich die Augen entspannen können und der Sensor das Auge korrekt erfassen kann. Für Brillenträger gibt es die Möglichkeit, das Gestell mit Gläsern in eigener Sehstärke bei einem Optiker nachrüsten zu lassen. Positive Erprobungen haben wir auch bei Menschen mit Nystagmus machen können und sogar bei einer Person, die auf einem Auge erblindet ist. Aktuell arbeiten wir daran, die MyEcc Pupil auch für weitere Nutzergruppen weiterzuentwickeln, zum Beispiel für Menschen mit Spastiken.