Digitalisierung bringt Sanitätshäuser auf das nächste Level
Digitalisierung bringt Sanitätshäuser auf das nächste Level
24.04.2024
In einer Zeit, in der die Digitalisierung nahezu alle Sektoren der Wirtschaft umformt, stehen auch die Sanitätshäuser in Deutschland vor einem Wandel. Lange galten diese als Bastionen traditioneller Handwerkskunst. Doch sie öffnen sich zunehmend den digitalen Möglichkeiten. Eine Entwicklung, die ein enormes Potenzial für Innovationen im Gesundheitssektor mit sich bringt – und Herausforderungen.
Die persönliche Beratung ist ein Muss in jedem Sanitätshaus. Neue Technologien können jedoch viele Prozesse entlasten und Zeit einsparen helfen.
Die Digitalisierung hat in den letzten Jahren auch in den Sanitätshäusern Einzug gehalten. Viele nutzen inzwischen fortschrittliche Technologien, um die Kundenerfahrung zu verbessern und die Effizienz ihrer Dienstleistungen zu steigern. Dazu gehört beispielsweise die Verwendung von 3D-Scannern zur Anpassung von orthopädischen Hilfsmitteln, wie Prothesen und Orthesen. Hierdurch können Körpermaße sehr präzise erfasst und die Produkte entsprechend angepasst werden, was die Passgenauigkeit erheblich verbessert.
Doch die Digitalisierung der Fertigung hat noch einen weiteren Vorteil: Zeit. Der oft beklagte Fachkräftemangel betrifft in Deutschland auch Sanitätshäuser. Oftmals stehen zu wenig qualifizierte Mitarbeitende für die Kundenversorgung zur Verfügung, weil gut ausgebildete Arbeitskräfte viel Zeit in der Fertigung von Hilfsmitteln verbringen. Die neuen Technologien können Herstellungsprozesse in den Sanitätshäusern beschleunigen und schaffen so Freiräume für eine verbesserte Betreuung.
Sanitätshäuser: Bedarf an Fachkräften ist groß
Leider wird das allein nicht ausreichen. In den nächsten Jahren gehen viele erfahrene Fachkräfte aus den Sanitätshäusern in den Ruhestand. Nachwuchs? Mangelware. Die Zahl der Auszubildenden sinkt bereits seit Jahren. Dabei wird der Bedarf an medizinischen Hilfsmitteln durch den demografischen Wandel eher noch steigen. Viele Sanitätshäuser müssen bereits ihre Öffnungszeiten reduzieren oder sogar über das Schließen von Filialen nachdenken. Eine mögliche Lösung ist, die Lücken im Personal mit Quereinsteigenden zu schließen.
Passgenau und persönlich – so komplex ist die Arbeit
Das Anpassen einer Einlage stellt nur einen ganz kleinen Teilschritt des komplexen Prozesses dar, den der Sanitätshausmitarbeiter bis zur Versorgung mit dem endgültigen Produkt begleiten muss.
Doch Branchenkenner*innen wissen, dass es nicht einfach ist, neue Mitarbeitende in Sanitätshäusern effektiv einzuarbeiten. Diese Betriebe sind vielschichtig – von medizinischen Grundlagen über den Umgang mit Rezepten und Krankenkassen bis hin zu den spezifischen Hilfsmittelgruppen. Ein Neuling muss erst die komplexen Abläufe und die Fachsprache der Branche lernen, um wirklich unterstützen zu können.
Dazu kommt, dass die Beratung in modernen Sanitätshäusern oft sehr persönlich ist und genau auf die Bedürfnisse von Kund*innen abgestimmt werden muss. Es geht nicht nur um den Verkauf eines Produkts, sondern darum, eine Lösung zu finden, die wirklich die Lebensqualität verbessert. Viele Sanitätshäuser bieten daher zusätzliche Services wie Ernährungsberatung, Mobilitätstraining oder Home-Care-Management an. Es dauert seine Zeit, bis Mitarbeitende in der Lage sind, all diese Aufgaben zu übernehmen. Vor allem die Einarbeitung von Quereinsteigende erfordert viel Zeit und Energie.
Digitalisierte Fortbildungen und Schulungen
Ein Unternehmen, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Einarbeitungsprozess von neuen Mitarbeitenden in Sanitätshäusern zu vereinfachen, ist Sanistar. Mit ihrer Software "Bruno Bär" zielen sie darauf ab, Quereinsteigende innerhalb von 14 Tagen fit für den Alltag im Sanitätshaus zu machen. Die Software bietet wichtige Funktionen wie:
einen strukturierten Einarbeitungsplan
eine Online-Schulungsplattform, auf der Neulinge die Funktionsweise von Sanitätshäusern erlernen sowie alle wichtigen Fachbegriffe und Hilfsmittelnummern
eine Produktsuche-Software, die Fachbegriffe schnell in konkrete Produkte übersetzt, sodass die neuen Mitarbeitenden sofort die passenden Produkte aus dem Sortiment finden, ohne Kolleg*innen fragen zu müssen.
Erste Rückmeldungen von Sanitätshäusern zur digitalen Einarbeitung sind durchweg positiv, besonders hervorgehoben werden die Zeitersparnis und der verringerte Aufwand.
Auch andere Unternehmen erkennen den Bedarf an digitalen Schulungsmöglichkeiten. Ein Beispiel hierfür ist SALJOL, ein Hersteller von Hilfsmitteln, der digitale Live-Schulungen anbietet. Diese Schulungen vermitteln umfassendes Produktwissen. Wer sich rechtzeitig anmeldet, erhält sogar die Möglichkeit, die Produkte vorab zu testen.
Digitalisierung als Notwendigkeit
Insgesamt zeigt sich, dass die Digitalisierung der Sanitätshäuser in Deutschland fortschreitet und zunehmend integraler Bestandteil ihres Betriebs wird, um die Qualität und Effizienz ihrer Dienstleistungen zu steigern und moderne Gesundheitslösungen anzubieten. Die Digitalisierung von Sanitätshäusern ist mehr als nur ein technologischer Fortschritt; sie ist eine notwendige Antwort auf eine alternde Bevölkerung und den wachsenden Bedarf an individuell angepassten Hilfsmitteln.
Weitere spannende Beiträge von der REHACARE.de-Redaktion