Frau Milova, was ist bzw. macht EnableMe?
Boryana Milova: EnableMe ist eine Plattform in der Schweiz und in Deutschland, die Menschen mit Behinderung durch Informationen, Peer-Austausch und praktische Hilfsmittel stärkt. Sie fördert die Teilhabe und Inklusion von Menschen mit Behinderung, indem sie Zugang zu wertvollen Ressourcen, Netzwerken und Diensten bietet.
EnableMe ist technologieaffin und nutzt seit nunmehr 20 Jahren benutzerzentrierte Entwicklungsansätze, um Lösungen und hilfreiche Ressourcen möglichst vielen Menschen digital zugänglich zu machen. Ziel ist es, Barrieren abzubauen und die Lebensqualität von Menschen mit Behinderung zu verbessern, indem alltagstaugliche und arbeitsmarktbezogene Lösungen entwickelt werden. Einige Beispiele sind hier unsere Content-Artikel, unser Peer-Programm aber auch unser Job- oder Lehrstellenportal sowie unsere Unternehmensservices.
EnableMe arbeitet eng mit Partnerorganisationen zusammen und ist in Deutschland, der Schweiz, der Ukraine, Kenia und Marokko aktiv. Jeden Monat hilft die Stiftung nachweislich über 150.000 Menschen weltweit.
Worum geht es beim Projekt "Insights"?
Boryana Milova: EnableMe Insights stellt sicher, dass Menschen mit Behinderung bei der Gestaltung von Produkten, Dienstleistungen und Alltagsprozessen einbezogen werden. Wir sind Pioniere der partizipativen inklusiven Forschung und Gestaltung im deutschsprachigen Raum, indem wir Organisationen mit einer Community von über 12.000 Menschen verbinden.
Stellen wir uns vor, ein regionales Bahnverkehrsunternehmen möchte neue Züge einführen. Anstatt, dass im Nachhinein Mängel bezüglich Zugänglichkeit und Ergonomie festgestellt werden, können wir von Anfang an Menschen mit Behinderung im Testprozess involvieren. Dies stellt sicher, dass die Züge für wirklich barrierefrei sind.
Unsere Mission ist klar: Menschen mit Behinderung durch Co-Kreation zu befähigen, Barrierefreiheit und Inklusion zu Grundpfeilern der Produkt- und Dienstleistungsgestaltung zu machen, anstatt sie nachträglich zu berücksichtigen. Die Einbeziehung dieser Menschen in benutzerzentrierte Designs ermöglicht es Organisationen, nicht nur gesetzliche Anforderungen zu erfüllen und ihre soziale Verantwortung zu stärken, sondern auch bedeutenden gesellschaftlichen Wandel voranzutreiben. Unser Ansatz ist daher im Grundsatz "Nichts über uns ohne uns" verankert.
Wie läuft das Projekt ab und wer kann mitmachen?
Boryana Milova: Das Projekt ist so gestaltet, dass es für Organisationen leicht und zeiteffizient ist. EnableMe Insights bietet eine Art Matchmaking an, indem wir zwei interessierte Zielgruppen zusammenbringen. Wir rekrutieren Teilnehmende, entwerfen Studien und Produkttests, führen diese durch und analysieren sie, um konkrete, von Menschen mit Behinderung informierte Empfehlungen für verbesserte Barrierefreiheit an Organisationen zu geben.
Mitmachen kann jede volljährige Person mit einer Behinderung und/oder chronischen Erkrankung im deutschsprachigen Raum, die gerne ihre Einblicke und Erfahrungen proaktiv beim Design von Alltagsprodukten und -diensten einbringen möchte. Jede Teilnahme an einer Studie wird entgeltet.
Auf der anderen Seite können Unternehmen teilnehmen, die sich zum Beispiel in der Designphase neuer Produkte befinden und die Zielgruppe einbeziehen möchten, um Innovationen voranzutreiben. Auch Unternehmen, die bestehende Produkte und Prozesse auf Zugänglichkeit testen und verbessern sowie Compliance-Auflagen (European Accessibility Act) erfüllen wollen, können mitmachen.
Zudem können auch öffentliche Verwaltungen teilnehmen, die aus erster Hand verstehen wollen, welche Hürden und Bedürfnisse ihre Bürgerinnen und Bürger erleben, um die Teilhabe aller am gesellschaftlichen Leben in ihrer Region zu gewährleisten.