Globaler Markt für Robotik in der Rehabilitation wächst weiter
27.05.2024
Robotik wird zunehmend ein zentraler Bestandteil der Rehabilitation. Bis 2030 wird prognostiziert, dass der globale Umsatz in der Rehabilitationsrobotik die Marke von einer Milliarde US-Dollar überschreiten wird. Doch wie werden robotische Systeme aktuell eingesetzt und welche Neuerungen könnten in den nächsten Jahren auf uns zukommen?
Von Exoskelett bis Gamification – auf der REHACARE zeigen zahlreiche Aussteller, wie sich Robotik in der Rehabilitation und Physiotherapie sinnvoll einsetzen lässt.
Der globale Markt für Rehabilitationsroboter wurde im Jahr 2022 auf 239,1 Millionen US-Dollar geschätzt und soll bis 2030 voraussichtlich 1,026 Milliarden US-Dollar erreichen. Das geht aus einem neuen Bericht des Marktforschungsunternehmens Kings Research hervor. Der Grund für das Wachstum des Robotik-Marktes: Die zunehmende Verbreitung von chronischen Krankheiten und Behinderungen. Mit der Alterung der Weltbevölkerung steigt die Zahl der Menschen mit Schlaganfällen, Rückenmarksverletzungen und degenerativen Erkrankungen, wie Multiple Sklerose oder Parkinson, die rehabilitative Maßnahmen erfordern. Robotische Systeme in der Rehabilitation bieten effektive Unterstützung, um den Heilungsprozess der Patient*innen zu beschleunigen und ihre Lebensqualität zu verbessern.
Außerdem bietet die zunehmende Nutzung von Telerehabilitation – also Rehabilitationsdiensten, die man bequem von zu Hause aus nutzen kann – große Möglichkeiten für den Einsatz von Rehabilitationsrobotern in der häuslichen Pflege. Diese Entwicklung kann die Therapie für Patient*innen angenehmer machen und könnte gleichzeitig helfen, Gesundheitskosten zu senken.
Was sind Rehabilitationsroboter und wie werden sie eingesetzt?
Rehabilitationsroboter sind medizinische Geräte, die entwickelt wurden, um Menschen bei der Rückgewinnung oder Verbesserung ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit nach Krankheiten oder Verletzungen zu unterstützen.
Diese Technologien umfassen eine Vielzahl von Systemen, darunter Exoskelette, die das Gehen erleichtern, sowie Roboterarme, die bei der Wiederherstellung von Armfunktionen helfen.
Rehabilitationsroboter – ein kleiner Überblick
Rehabilitationsroboter sind bereits heute Bestandteil in der physiotherapeutischen Behandlung. Hier ist ein kleiner Überblick darüber, in welchen Hilfsmitteln und Bereichen der Rehabilitation Robotik eingesetzt wird:
Exoskelette: Diese tragbaren Hilfsmittel unterstützen Personen mit Schwäche oder Lähmungen der Gliedmaßen, insbesondere Schlaganfallpatient*innen und Menschen mit Rückenmarksverletzungen. Sie helfen bei Bewegungen wie Gehen oder Greifen. Als eins der führenden Unternehmen gilt hier Ekso Bionics Europe. Seit mehr als 15 Jahren arbeiten sie an der Entwicklung von tragbaren Exoskeletten zur Steigerung der menschlichen Leistungsfähigkeit.
Robotergestützte Therapiearme: Diese Systeme verbessern Arm- und Handfunktionen – zum Beispiel nach einem Schlaganfall. Sie führen zu präzisen Bewegungsübungen, die die motorische Kontrolle stärken.
Gangtrainer: Diese robotergestützten Geräte, wie sie zum Beispiel von Cyberdyne Care Robotics hergestellt werden, helfen, das Gehen in einer kontrollierten Umgebung zu erlernen oder zu verbessern – besonders nützlich für Menschen mit schweren Mobilitätseinschränkungen.
Virtual Reality mit Robotik: Diese Kombination schafft immersivere Therapie-Umgebungen, die motivierend wirken und spezifische Bewegungen in einem ansprechenden Rahmen ermöglichen. CUREosity bietet beispielsweise Rehabilitationsprogramme mit VR-Brillen und spannenden Spielwelten.
Roboter-assistierte Bewegungsplattformen: In der neurologischen Rehabilitation genutzt, verbessern diese Plattformen Gleichgewicht und Haltung, indem sie sich dynamisch an die Bewegungen der Patient*innen anpassen.
Die Vorteile von Robotik in der Rehabilitation
Der Einsatz von Robotik in der Rehabilitation ermöglicht eine intensivere und genauere Durchführung von Übungen, was die Wirksamkeit der Behandlungen verbessert. Sensoren in den Robotersystemen liefern darüber hinaus wertvolle Daten, die genutzt werden können, um den Rehabilitationsverlauf optimal zu steuern. Obwohl die anfänglichen Investitionen hoch sind, können diese Technologien langfristig zu schnelleren und nachhaltigeren Verbesserungen führen.
Die Integration von Robotik bringt aber auch Vorteile für das Pflegepersonal: Robotik-gestützte Systeme wie Exoskelette verringern die körperliche Belastung beim Heben von Personen und senken das Risiko von Überlastungsschäden. Andere Technologien übernehmen routinemäßige Aufgaben, sodass Pflegekräfte mehr Zeit für die individuelle Betreuung haben, was zu einer höheren Pflegequalität beiträgt.
Fortschritte bei Robotik-Prothesen und -Orthesen
Ein besonderer Bestandteil der Rehabilitation mit Robotik sind bionische Prothesen – also hochentwickelte künstliche Gliedmaßen, die mit Hilfe von Robotik-Technologien konstruiert werden, um die Funktionen von fehlenden Körperteilen zu ersetzen. Diese Prothesen nutzen Sensoren, Motoren und fortschrittliche Steuerungssysteme, um natürliche Bewegungen nachzuahmen und den Nutzenden zu ermöglichen, alltägliche Aufgaben mit größerer Leichtigkeit und Effizienz auszuführen. Damit können sie erhebliche Vorteile gegenüber traditionellen Prothesen haben. Trotzdem sind diese robotischen Prothesen in Bezug auf Komfort und Funktionalität oft noch verbesserungsfähig, was viele Betroffene dazu bringt, sich für weniger komplexe Modelle oder rein kosmetische Prothesen zu entscheiden. Forschende weltweit bemühen sich, die Technologie weiterzuentwickeln und benutzerfreundlicher zu gestalten.
Die Entwicklung bionischer Orthesen scheint hier schon weiter. So stellt beispielsweise das deutsche Unternehmen HKK Bionics elektrische Handorthesen für Menschen mit unterschiedlichen Lähmungsursachen her. In Kooperation mit Sanitätshäusern versorgen sie diese mit individuell auf deren anatomische und motorische Bedürfnisse abgestimmten, aktiven Orthesen. Fehlende körperliche Fähigkeiten und die damit verbundenen, funktionellen Einschränkungen werden so bestmöglich ausgeglichen. Ziel ist es, den Menschen die selbstständige Teilhabe am alltäglichen Leben zu erleichtern.
Zukunft der Rehabilitationsrobotik
In den kommenden Jahren stehen spannende Entwicklungen im Bereich der Rehabilitationsroboter bevor. Ein wichtiger Fortschritt ist die Nutzung von künstlicher Intelligenz (KI) und maschinellem Lernen, die es Robotern ermöglicht, Therapien individuell auf jeden Menschen abzustimmen. Dadurch können Mediziner*innen den Heilungsverlauf besser verfolgen und Behandlungspläne datenbasiert anpassen. Weiterhin wird an Exoskeletten und tragbaren Rehabilitationsgeräten gearbeitet, die Patient*innen helfen, ihre Beweglichkeit wiederzuerlangen. Zudem wird die Vernetzung verbessert, was Fernüberwachung und Online-Rehabilitation vorantreibt. Forschung und Entwicklung zielen darauf ab, diese Technologien in Zukunft kostengünstiger und leichter zugänglich zu machen.
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