Um die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten von Exoskeletten auch im Bereich Prävention weiter bekannt zu machen, wird es während der REHACARE 2022 in Halle 6 eine größere Fläche geben, die neben Vorträgen auch die Möglichkeit bietet, Exoskelette in der Anwendung zu erleben. Initiator ist Dr. Urs Schneider vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA unter Beteiligung der Messe REHACARE, der Universität Stuttgart IFF, der Wearable Robotics Association WEARRA sowie der Inklusionsämter LVR (Landschaftsverband Rheinland) und LWL (Landschaftsverband Westfalen-Lippe). Neben dem Thema Prävention wird es auch um Rehabilitation gehen.
Urs Schneider: "Derzeit werden Rumpf- und Schulter-Exoskelette in der Pflege zur Rückenentlastung und auch bereits im OP-Saal zur Entlastung bei statischer Vorneigung eingesetzt. Sie entlasten empfindliche Körperpartien, von denen bekannt ist, dass sie bei Tätigkeiten schmerzen und verschleißen können. Bei passiven Exoskeletten wird federnd unterstützt und Kräfte werden umgeleitet auf stärker beanspruchbare Körperregionen, zum Beispiel von der Lendenwirbelsäule weg auf die Oberschenkel. Aktive Exoskelette leisten sogar einen Energieeintrag mit Motorkraft. Es gibt auch Ganzkörpersysteme, Ellenbogen-, Handgelenk- und Daumenentlastungssysteme."
Neben der Prävention bei körperlich gesunden Menschen soll es während der Messe auch darum gehen, Menschen mit Behinderung durch Exoskelette eine berufliche Teilhabe zu ermöglichen. Denn auch hier können die Exoskelette präventiv eingesetzt werden, um einen körperlichen Abbau zu vermeiden: "Arbeitsbezogen werden Industrie-Exoskelette zur Schadensprävention eingesetzt, also zur Primärprävention. Folgende Fragen stellen sich nun. Erstens: Können zukünftig Exoskelette auch bei Rückenschmerz zur Sekundärprävention eingesetzt werden? Die sind relativ harmlos, aber es betrifft viele Menschen. Zweitens: Können Exoskelette zukünftig bei körperlicher Behinderung Entlastung schaffen? Bei Rollstuhlnutzenden muss der Blick immer auf die hochbelasteten Schultern gerichtet sein. Können hier Schulter-Exoskelette zukünftig das Leben erleichtern, zum Beispiel in der rollstuhlgerechten Montage?", so Urs Schneider.
Wann Exoskelette in den verschiedenen Berufssparten eher die Norm als die Ausnahme sein werden, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch niemand sagen. Fest steht: Sie sind für die Anwender*innen oftmals eine große Hilfe, sie tragen zur Zufriedenheit der Angestellten bei und sie rechnen sich oftmals für die Unternehmen aufgrund sinkender Fehltage. In den nächsten Jahren darf man deshalb gespannt auf weitere Entwicklungen in diesem Bereich sein.