Menschen mit Behinderung aktiv in die Produktentwicklung einbeziehen
Menschen mit Behinderung aktiv in die Produktentwicklung einbeziehen
27.11.2024
Geht es in der Hilfsmittelbranche um die Produktentwicklung, ist es wichtig, Menschen mit Behinderungen in die Prozesse einzubinden. Denn am Ende sind sie die Nutzenden – sie können die Entwicklung durch Erfahrungsberichte bereichern und am besten beurteilen, ob eine Innovation wirklich hilft.
Ob in der Forschung, der Gestaltung des öffentlichen Nahverkehrs oder der Entwicklung von Innovationen – Menschen mit Behinderungen müssen stringent in allen Lebenslagen aktiv eingebunden werden, damit Inklusion wirklich gelingt. Und auch, damit Produkte nicht an den Bedürfnissen der Nutzenden "vorbei" entwickelt werden. Für viele Aussteller der REHACARE ist diese Einbeziehung bereits selbstverständlich.
Betroffene wissen selber am besten, was sie von einem Hilfsmittel erwarten. Daher ist es nur sinnvoll, sie bereits bei der Entwicklung der Produkte einzubeziehen und auf ihr Urteil zu achten.
Noch bevor es um die tatsächliche Produktion von Hilfsmitteln geht, steht die Forschung voran. Und bereits hier können und sollten Forschende die Endnutzenden mit einbeziehen. Wie das aussehen kann, hat das Projekt "DOF-Adaptiv" gezeigt, von dem schlussendlich sowohl die Nutzenden als auch die mitwirkende munevo GmbH profitiert hat. Doch von vorn: Bei dem Projekt ging es darum, Roboterarme leichter steuern zu können. Denn häufig könnte ein Roboterarm viel mehr Bewegungen ausführen, als das Eingabegerät der Nutzenden erlaubt – meist stehen dort nämlich nur zwei Optionen zur Verfügung, weshalb die Nutzenden dann umständlich zwischen den Möglichkeiten des Roboterarms hin- und herschalten müssen. Dieses Problem ist munevo gemeinsam mit den beteiligten Betroffenen angegangen.
Ziel des Projekts war, dass der Roboter mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) eine alltägliche Situation erkennt und daraufhin eine passende Bewegungsart vorschlägt, die dann von den Nutzenden ausgeführt werden kann. Um dieses Ziel zu erreichen, haben die Forschenden im engen Austausch mit den Nutzenden zusammengearbeitet: Während die Forschenden die KI durch Virtual-Reality-Objekte trainiert und anschließend den dazugehörigen Bewegungsvorschlag programmiert haben, haben Menschen mit Behinderung die anschließende Ausführung beurteilt.
Das Ergebnis der Forschung war, dass der Roboterarm schneller zu bedienen war. Und es ist nicht bei den theoretischen Ergebnissen geblieben. Munevo integrierte sie in das Steuerungssystem munevo DRIVE, dessen Entwicklung dadurch ebenfalls vom Input der aktiven und potenziellen Nutzenden profitiert. So hat das Projekt für alle Beteiligten wichtige Erkenntnisse geliefert.
Inspiration von Nutzenden einholen und für die Produktentwicklung nutzen
Welche Erfahrungen und Geschichten verbindet die eigene Kundschaft mit Innovationen und Produkten? Diese Frage hat ORMESA Srl aus Italien sich selber, aber besonders auch den Nutzenden seiner Produkte gestellt. Auf seiner Website stellt das Unternehmen junge Menschen vor, die durch Hilfsmittel von ORMESA neue Möglichkeiten im alltäglichen Leben bekommen haben. Dadurch inspirieren die Nutzenden nicht nur andere, sondern besonders auch das Unternehmen, das diese Erfahrungen in die Produktentwicklung einfließen lassen kann. So gelingt neben der Einbeziehung von Menschen mit Behinderung auch die Optimierung der Produkte.
Auch die RECK-Technik GmbH & Co. KG, die motorunterstützte Bewegungstherapiegeräte anbietet, stützt sich bei der Entwicklung auf die Bewertungen durch ihre Kundschaft. Neben Expertinnen und Experten können auch Anwendende ihre Erfahrungen mit der MOTOmed Bewegungstherapie teilen, die das Unternehmen wiederum in künftige Entwicklungsprozesse einfließen lassen kann. Neben aktuellen Erfahrungsberichten veröffentlicht RECK regelmäßig aktuelle Studien, mit denen die Therapiemethoden verbessert werden können. So profitieren auch andere Anwendende von den Erfahrungen anderer.
"Nichts über uns ohne uns" für eine inklusive Zukunft
Auch bei EnableMe steht die Teilhabe und Stärkung von Menschen mit Behinderung im Fokus. Die Plattform stellt ihren Nutzenden digital verschiedenen Lösungen oder hilfreiche Ressourcen zur Verfügung. Dadurch sollen Barrieren abgebaut und so die Lebensqualität von Menschen mit Behinderung verbessert werden. Und dazu braucht es auch alltagstaugliche Lösungen, die Menschen mit Behinderung von Anfang an einbeziehen.
Was genau die Nutzenden von solchen Lösungen brauchen und erwarten, wissen sie selbst am besten. Damit sie von Beginn an in die Entwicklung einbezogen werden, hat EnableMe das Projekt "Insights" gestartet. So werden die Nutzenden nicht am Ende einer Produktentwicklung wie beispielsweise barrierefreien Bahnwaggons vor vollendete Tatsachen gestellt, sondern sind an deren Konzeption beteiligt. Mängel können so bereits in der Planungsphase beseitigt werden. "Insights" sucht aktiv nach Teilnehmenden für Studien und Produkttests, um konkrete Empfehlungen für verbesserte Barrierefreiheit an Organisationen zu geben.
Die Kampagne #GemeinsamFürInklusion will die Community der REHACARE stärken.
Nicht zuletzt bemüht sich auch die REHACARE, ihre Community bestmöglich zu stärken. In Kooperation mit der Messe Düsseldorf entstand so im Vorlauf zu den Paralympischen Spielen 2024 die Initiative #GemeinsamFürInklusion. Menschen können hier ihre ganz persönliche inklusive Geschichte aus Sport, Politik oder Kultur teilen und dadurch andere Menschen inspirieren. Auch für Boryana Milova, Global Community Managerin bei EnableMe, leistet die Messe damit einen wichtigen Beitrag für mehr Inklusion: "Die REHACARE […] leistet mit der Kampagne #GemeinsamFürInklusion einen bedeutenden Beitrag zur Beseitigung von Vorurteilen und einer Entwicklung hin zu einer Gesellschaft, in der jeder Mensch für seine jeweiligen Talente geschätzt wird."
Gemeinsam mit namhaften Inklusions-Botschafterinnen und -Botschafter möchte die REHACARE ein Zeichen für die UN-Behindertenrechtskonvention "Nichts über uns ohne uns" setzen, damit in Zukunft Vielfalt und Teilhabe als Grundpfeiler einer inklusiven Gesellschaft gefördert werden.
Weitere spannende Beiträge von der REHACARE.de-Redaktion