fuelService-App hilft Menschen mit Behinderung beim Tanken
fuelService-App hilft Menschen mit Behinderung beim Tanken
Nachgefragt bei Niall El-Assaad, Entwickler der App fuelService
18.04.2019
Ihr Auto hat kein Benzin mehr und Sie brauchen Unterstützung beim Tanken? Die neue fuelService-App soll Ihnen dabei helfen, eine Tankstelle zu finden, an der Sie die Hilfe bekommen, die Sie brauchen. Die kostenlose App ist weltweit verfügbar. Der Entwickler Niall El-Assaad erklärte REHACARE.de, wie die App funktioniert.
Niall El-Assaad
Herr El-Assaad, was ist die Geschichte hinter fuelService?
Niall El-Assaad: Für Menschen mit Behinderung bietet ein Auto ein enormes Stück Freiheit. Erst seitdem ich nach einem Fahrradunfall gelähmt bin, wurde mir klar, wie schwierig es ist, mein Auto zu tanken oder überhaupt Hilfe zu bekommen. Ich dachte mir, dass es doch eine einfache Möglichkeit geben müsste, um Hilfe zu organisieren. Die App hilft Fahrer*innen mit Behinderung, eine örtliche Tankstelle zu finden und festzustellen, ob es dort Personal gibt, das behilflich sein kann – bevor man die Tankstelle anfährt, – und die gleichzeitig das Unternehmen über die Ankunft benachrichtigt.
Diese App ist "von und für Menschen mit Behinderung" entwickelt. Unser Ziel ist es, möglichst vielen körperlich behinderten Autofahrer*innen im Alltag zu helfen. Die App ist kostenlos für die Nutzer*innen und außerdem völlig gemeinnützig. Wir arbeiten mit vielen gemeinnützigen Stiftungen in verschiedenen Ländern zusammen, wobei alle mit fuelService erzielten Gewinne in die Forschung und Heilung von Lähmungen fließen. Zwei gute Gründe also, um die App zu nutzen.
Die App ist ab sofort weltweit verfügbar. Sie wurde bereits eingeführt und wird in Ländern wie Großbritannien, den Niederlanden, Kanada und Deutschland eingesetzt. Zurzeit befinden wir uns in Deutschland aber noch in der Pilotphase. Daher ist die Anzahl der Tankstellen momentan noch begrenzt und auf eine Marke (ARAL) beschränkt. Während dieser Anfangsphase soll das Unternehmen die App testen und gleichzeitig zeigen, dass hier ein echtes Interesse innerhalb der Zielgrupe besteht. Deshalb laden wir alle Autofahrer*innen mit Behinderung ein, die kostenlose (deutsche) Version der App herunterzuladen und auszuprobieren.
Eventuell könnten Nutzer*innen anfangs noch keine Tankstelle in ihrer unmittelbaren Nähe finden, was jedoch nur vorübergehend der Fall sein wird. Unser Ziel ist es, möglichst alle personell besetzten Tankstellen aller Marken in die App zu integrieren, sodass es für alle Autofahrer*innen mit einer Behinderung sehr einfach sein wird, überall in Deutschland Hilfe beim Tanken zu bekommen.
Wie genau funktioniert die App?
El-Assaad: Es ist sehr einfach, mit fuelService Hilfe anzufordern. So funktioniert es:
Vor Ihrer Abfahrt suchen und wählen Sie mit Ihrem Mobiltelefon eine Tankstelle.
Die Tankstelle bestätigt, dass sie behilflich sein kann, damit Sie mit Vertrauen hinfahren können, ohne sinnlos Ihre Zeit zu vergeuden.
Bei Ihrer Ankunft sagt fuelService dem Mitarbeiter, an welcher Zapfsäule Sie sich befinden, und das Personal informiert Sie über eventuelle Wartezeiten.
Die App ist kostenlos für Smartphone-Nutzer verfügbar.
Handys ohne Smartphone-Funktionen wählen eine automatische Telefonnummer.
Niall El-Assaad entwickelte die App fuelService, die derzeit als Testversion auch in Deutschland verfügbar ist. Die App soll Menschen mit Behinderung ein selbstbestimmtes Leben und Autofahren ermöglichen.
Was sind die Vorteile für teilnehmende Tankstellen?
El-Assaad: Die Anwendung der App ist für die teilnehmenden Tankstellen genauso einfach wie für die Autofahrer*innen. Der Hauptvorteil besteht im Vergleich zu anderen, vorherigen Lösungen darin, dass die Anbieter keine unnötige Zeit und Geld in die Installation von Hard- und Software investieren müssen. Unser System ist innerhalb von zehn Minuten einsatzbereit und alles, was man dazu braucht, ist ein Telefon.
Der besondere Vorzug der fuelService-App ist auch, dass sie den Anbietern die Flexibilität verschafft, die sie brauchen. Es ist kein Problem, wenn Tankstellen zeitweise wegen Unterbesetzung keine Hilfestellung leisten können. Der Fahrer wird darüber informiert und versucht dann einfach in wenigen Sekunden eine andere Tankstelle über die App zu kontaktieren. Dank fuelService bedarf es keines umständlichen Telefonats mehr, da die Nachricht automatisch übermittelt wird. Außerdem fährt der Autofahrer nicht umsonst an, da er vor der Ankunft klären kann, ob ihm jemand beim Tanken behilflich sein kann.
fuelService lässt Tankstellen und Kraftstoffunternehmen auf einfache Weise zeigen, dass sie ihren Beitrag zu einer inklusiven Gesellschaft leisten wollen, dass sie sich für die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung interessieren und diese bestmöglich bedienen möchten.
Was bedeutet für Sie Inklusion?
El-Assaad: Nachdem ich selbst eine Behinderung hatte, stellte ich fest, dass ich immer noch wie alle anderen bin – bis mir das Benzin ausgeht...
Unsere Gesellschaft erwartet, dass auch Menschen mit Behinderung aktiv sind. Das ist zwar prima, allerdings ist es nur dann fair, wenn wir ihnen auch die entsprechenden Mittel dazu geben. Die UN-Behindertenrechtskonvention sieht den gleichberechtigten Zugang zu Orten und Aktivitäten vor, aber auch zu Waren und Dienstleistungen für Menschen mit Behinderung. Die Unternehmen müssen daher ihren Beitrag dazu leisten. Technologien und neue Hilfsmittel wie fuelService machen ihnen dieses Unterfangen leicht. Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg!
Egal ob Prominenter, Experte oder Betroffener – in unserer Nachgefragt-Rubrik kommen sie alle zu Wort. Und sie haben eine Menge interessanter Dinge zu erzählen. REHACARE.de spricht mit ihnen über aktuelle Themen aus Politik, Freizeit und Lifestyle.