Passende Hilfsmittel ermöglichen aktive Teilhabe am Sport

Ob auf dem Wasser, im Schnee oder in den eigenen vier Wänden – sportliche Bewegung ist gut für die Gesundheit und das allgemeine Wohlbefinden. Damit auch Menschen mit körperlichen Behinderungen oder einer leichten Demenz etwas für sich tun können, gibt es diverse Hilfsmittel, die genau das ermöglichen: Sport in spektakulären, schönen Landschaften machen zu können – im Winter wie im Sommer.

Ob erfahrener Schnee-Hase oder Neuling: Ski-fahren ist für jede*n was. Das stellt auch der Ski-Hilfsmittel-Hersteller Tessier aus Frankreich unter Beweis. Die Firma hat ein breites Sortiment, das Menschen mit Behinderung die aktive Teilhabe am Ski-Urlaub ermöglicht: "Wir haben die komplette Bandbreite an alpinem Ski-Equipment, damit jede*r – mit welcher Behinderung auch immer – die Bergwelt (wieder-)entdecken kann", sagt Richard Roul, technischer Vertriebsleiter bei Tessier. Das Sortiment umfasst sowohl die Produktreihe Solo mit verschiedenen Mono-Ski, als auch die Produktreihe Duo für Ski-Fahrer*innen mit weniger Erfahrung.

Doch zunächst zu den alten Ski-Hasen: Wer erfahren genug ist, mit Behinderung selbstständig Ski zu fahren, kann mit den Solo-Produkten richtig Tempo auf der Piste machen. Ein speziell entwickelter Sitz wird auf entweder einem oder zwei Ski montiert und ist schon einsatzbereit. Mit verschiedenen Einstellungs-Möglichkeiten lassen sich Sitz oder Ski so modifizieren, dass individuell auf das Können der Fahrer*innen eingegangen wird und sowohl entspanntes Fahren als auch ordentlich Geschwindigkeit möglich sind. Dem hohen Tempo und einer präzisen Fahrweise muss der Scarver auch gerecht werden können, wird er doch von Paralympics-Athlet*innen gefahren und verhilft ihnen regelmäßig zu zahlreichen Medaillen.

Wer im Skifahren noch nicht so erprobt ist und trotzdem mit auf den Gipfel möchte, für den ist die Produktreihe Duo geeignet. Hier setzen sich die Nutzer*innen ebenfalls in eine Sitz-Schale, die auf Ski montiert ist. Die Ski werden allerdings nicht selber gesteuert – das übernimmt eine zweite Person, die hinter dem Sitz auf den Ski steht. Damit das Gespann besser lenkbar ist, liegt der Schwerpunkt der sitzenden Person nicht so tief wie bei der Solo-Produktreihe. Spitzenzeiten lassen sich so zwar nicht erzielen, dafür kommen alle Beteiligten aber ausgiebig in den Genuss der umliegenden Bergwelt.

Eine angenehme Abwechslung für alle, die nicht so gerne vor die Tür wollen oder nicht ohne Weiteres können, hat die Firma Bike Labyrinth entwickelt. Der Firmenname lässt bereits vermuten, dass es bei ihren Produkten um das Radfahren geht. Doch nur brav auf dem Heimtrainer zu strampeln, war den niederländischen Unternehmer*innen zu langweilig. Sie haben dem Ganzen das gewisse Etwas verpasst.

Denn das, was am Radfahren besonders Spaß macht, ist das Umfeld, das man dabei erkundet. So kamen die Erfinder*innen darauf, Radstrecken für zu Hause zu filmen. Der Aufbau der Geräte ist denkbar einfach: Vor dem Heimtrainer wird ein Bildschirm installiert, sodass die Nutzer*innen ihre virtuelle Tour durch ein beliebiges Umfeld starten, sobald sie in die Pedale treten.

Dann beginnt die virtuelle Fahrradtour – durch deutsche Städte, an französischen Küsten oder an niederländischen Windmühlen entlang. Mittlerweile hat Bike Labyrinth zahlreiche Touren im Programm, die in der Länge variieren. Außerdem gibt es einfache Strecken, bei denen die Route vorgegeben ist, oder solche, bei denen Nutzer*innen interaktiv entscheiden können, ob sie die Route an entsprechenden Knotenpunkten links- oder rechtsrum fortsetzen wollen. Nicht nur Europa ist auf der Karte vertreten: Auch in Nord- und Südamerika, Australien, Japan oder Indonesien gibt es befahrbare Routen, um nur einige Beispiele zu nennen. Und das Portfolio erweitert sich ständig – als Nächstes soll die Türkei mit aufgenommen werden.

Besonders geeignet sind diese Touren für Menschen mit leichter Demenz. Da aus einem breiten Portfolio an Routen gewählt werden kann, können sie durch Städte radeln, die sie vielleicht früher schon einmal besucht haben. Laut Unternehmen gab es dadurch schon kognitive Verbesserungen bei Betroffenen. Angefangen hat das Ganze als Projekt an der Universität Leiden, mittlerweile werden die Produkte häufig an Pflegeheime oder Rehabilitations-Zentren verkauft. Durch die verschiedenen Routen können Menschen mit Demenz auf unterhaltsame Weise ihre Fitness trainieren.

Tessier hat für jede Jahreszeit das passende Sport-Hilfsmittel, bleibt sich dabei aber auch treu – auch für den Sommer hat das Unternehmen Bretter im Produktkatalog, mit denen man ordentlich Spaß haben kann. Genau genommen ist es allerdings nur ein Brett: ein Wakeboard. Swaik funktioniert gewissermaßen wie ein Snowboard für das Wasser. Die Nutzer*innen setzen sich in den Sitz, unter dem das Wakeboard montiert ist, und werden dann an einem Seil über das Wasser gezogen. Und während Anfänger*innen zunächst lernen müssen, dabei die Balance zu halten, lassen sich mit mehr Erfahrung beeindruckende Stunts und Tricks vollführen.

Auch an Nutzer*innen, deren Element das Wasser eher weniger ist, haben die Entwickler*innen gedacht: "Wir haben einen Downhill-Tandem-Rollstuhl entwickelt, der auch im Sommer bringt, was die Ski-Lifte im Winter versprechen: weite Flächen und ein einzigartiges Bergpanorama", führt Roul aus. Mit eine*m Partner*in, der*die hinter dem Cimgo-Rollstuhl steht, lenkt und bremst, geht es dann mit ordentlich Tempo die Berge hinunter – für Action-Fans genau das Richtige. Natürlich lässt sich der Rollstuhl auch in moderatem Tempo fahren, sodass die Landschaft langsam vorbeizieht und ausgiebig genossen werden kann.

Na, Lust auf ein bisschen Bewegung bekommen? Egal, ob Winter- oder Sommertyp: Die nächste passende Jahreszeit kommt bestimmt und mit ihr die Möglichkeit, der Lieblingssportart nachzugehen. Oder man bleibt bei usseligem Wetter lieber drinnen und radelt durch die schönen Landschaften auf dem Bildschirm.