Aber egal wie fest man auch mit einer chronischen Erkrankung im Sattel sitzen kann, jeder hat einmal Momente der Schwäche und der Hilfslosigkeit. Gerade die Zeit bis zur Diagnose oder die erste Zeit nach dieser können die Betroffenen in ein tiefes Loch werfen. Wie man dort wieder herausfinden kann, hat Melanie Pignitter auf ihrem Blog Honigperlen beschrieben. Die gelernte Mentaltrainerin lebt mit chronischen Kopfschmerzen. Genau wie Selma Blair hat aber auch sie einen Weg gefunden, mit ihrer Erkrankung umzugehen und dennoch am Leben teilzunehmen. Und auch andere Betroffene gehen offen mit ihren Diagnosen um. Vor allem die sozialen Netzwerke bieten inzwischen Vielen eine Plattform und Anlaufstelle. Mehr darüber wie die diversen Social-Media-Kanäle dabei helfen können, Betroffenen ein Gesicht zu geben und welchen Einfluss die Offenheit mit der eigenen Erkrankung auf die jeweilige Person haben kann, erfahren Sie in unserem Beitrag "Social Media als Treffpunkt für Menschen mit unsichtbaren Behinderungen und chronischen Erkrankungen".
Mit Rat und Tat zur Seite stehen aber auch verschiedene Organisationen, die sich nicht nur dafür einsetzen, dass Menschen mit Seltenen Erkrankungen besser in der Gesellschaft wahrgenommen werden, sondern auch, dass sie bessere Hilfe erfahren. Sie sind nicht nur für die Betroffenen selbst wichtig, weil sie dort verstanden werden und sich nicht erklären müssen, sie Rückhalt finden und sich mit anderen Betroffenen vernetzen können, sondern auch, weil diese Organisationen ihnen Gehör verschaffen können. "Die Behinderung gibt es nicht", genauso wie es nicht "die Menschen mit Behinderung als Gruppe mit gleichen Bedarfen gibt", betonte Petra Wontorra, die niedersächsische Landesbeauftragte für Menschen mit Behinderungen Anfang des Jahres in einer Presseinformation. Gerade Vereine wie ACHSE oder auch NAMSE versuchen, die Hürden für Menschen mit Seltenen Erkrankungen zu verringern, ihre Bedarfe auf die politische Agenda zu setzen und so dazu beizutragen, dass sich ihre Lage in der Gesellschaft verbessert. "Deshalb ist es so wichtig, dass Expert*innen in eigener Sache – Menschen mit und ohne sichtbare Behinderungen sowie ihre Vertretungen – bei politischen Entscheidungen mitbestimmen und ihre Sichtweisen einfließen lassen. Bei der Umsetzung von Barrierefreiheit müssen alle Beeinträchtigungen mitgedacht werden", führt auch Wontorra den Stellenwert dieser Interessenvertretungen an.
Und auch Geschichten wie die von Selma Blair helfen, um für mehr Awareness von chronischen und unsichtbaren wie auch Seltenen Erkrankungen zu sorgen. Denn auch wenn sie selten sind, sind weltweit 300 Millionen Menschen von ihnen betroffen. Selten sind also viele. Man sieht es ihnen nur nicht immer an. Dennoch haben auch sie ein Recht auf eine gleichberechtigte Teilhabe am Leben in der Gesellschaft. Deshalb betont Petra Wontorra: "Jeder Person – unabhängig von einer (nicht) sichtbaren Beeinträchtigung – muss mit Würde und Respekt begegnet werden."