WheelSim VR: den E-Rollstuhl sicher steuern lernen dank Virtual Reality

Das gemeinnützige Unternehmen LIFEtool hat seinen bereits bestehenden, aber noch auf 2D beruhenden Simulator WheelSim nun auf die VR-Ebene gehoben. Die Österreicher möchten somit Menschen die Möglichkeit geben, die Steuerung ihres Elektro-Rollstuhls in einer sicheren Umgebung zu trainieren. REHACARE.de hat mit Geschäftsführer David Hofer über die Möglichkeiten von Virtual Reality sowie über WheelSim VR gesprochen und darüber, welchen Menschen genau die E-Rollstuhl-Simulation zugutekommt.

Herr Hofer, LIFEtool kennt sich auch im Gaming-Bereich ganz gut aus, wie wir auf der REHACARE 2019 bereits anhand der IntegraMouse erfahren durften. Aber so richtig zünden will Virtual Reality zumindest im Gaming-Bereich nicht. Ist Virtual Reality (VR) noch die Zukunft oder klingt der Hype schon wieder ab?

David Hofer: Bis jetzt hat sich VR im Gaming Bereich noch nicht so richtig durchgesetzt und ist unter den ursprünglichen Erwartungen geblieben. Wir glauben aber, dass VR in Zukunft noch eine viel wichtigere Rolle einnehmen wird, besonders für "ernsthaftere" Anwendungen wie Simulationen oder um Erfahrungen machen zu können, die sonst nicht oder nur unter Gefahr möglich sind – zum Beispiel eine Reise durch den Körper, ein Besuch der Internationalen Raumstation, ...

War das auch der Grund, Ihre Software aus 2D in die VR-Umgebung zu überführen oder was hat Sie dazu veranlasst, WheelSim noch erfahrbarer zu machen?

Hofer: WheelSim wurde weltweit vertrieben und auf Anfrage eines bekannten E-Rollstuhl-Herstellers noch einmal angepasst (gebrandet). Es wurde von diesem Hersteller auch im Zuge von Versorgungen zum Trainieren eingesetzt. Dazu gab es dann eine wunderbare Rückmeldung eines jungen Menschen mit Behinderung, der mit Hilfe von WheelSim seine Befähigung zeigen konnte und dadurch erst mit einem E-Rollstuhl versorgt wurde. WheelSim war unseres Wissenstands nach auch die einzige kommerziell verfügbare E-Rollstuhl-Simulation und besetzte so eine wichtige Nische.

Die App soll vor allem Kindern und/oder Menschen mit Lernschwierigkeiten helfen, die einen Elektro-Rollstuhl nutzen. Wieso haben Sie gerade diese Zielgruppe ins Auge gefasst?

Hofer: Diese Zielgruppe liegt uns sehr am Herzen und wir haben seit Beginn einen engen Kontakt zu ihr. Sie ist seit jeher – durch die Beratungen – ein wichtiger Ideenbringer und Impulsgeber für neue Entwicklungen. Dieser Personenkreis kann besonders durch das gefahrlose Trainieren von Verkehrssituationen in der App profitieren. Therapeut*innen und Reha-Techniker*innen können die App verwenden, um die Befähigung von angehenden E-Rollstuhlfahrenden besser einschätzen und eventuell auch geeignete Steuerungsgeräte testen zu können.

Sie haben den E-Rollstuhl-Versorger Bandagist Heindl mit im Boot. Aber haben Sie auch Feedback von E-Rollstuhl-Fahrenden in die Entwicklung mit eingebunden?

Hofer: Selbstverständlich! Rollstuhlfahrende wurden von Anfang an eingebunden: Bei der Anforderungserhebung, bei iterativen Tests [die schrittweise Annäherung an das Ziel und damit verbunden immer neue Überarbeitung, Verfeinerung und Ergänzung; Anm. d. Red.] mit den ersten Prototypen und in der Pilotphase. Eingebunden waren Kinder und Erwachsene, mit und ohne Lernbehinderung, langjährige E-Rollstuhlnutzende und frisch versorgte Personen im Rahmen der Reha.

WheelSim VR soll in einer Home-Version und einer Pro-Version auf den Markt kommen. Worin unterscheiden sich die beiden Versionen?

Hofer: Für Einzelanwender*innen kommt WheelSim Home zu einem günstigeren Preis ohne Personenverwaltung und Auswertungstools. WheelSim Pro wendet sich an Einrichtungen wie Schulen, Therapiezentren, Rollstuhlversorger, die mit mehreren Personen arbeiten wollen und eine Auswertung wünschen. Hier gibt es eine Personenverwaltung und Übungsprotokolle samt der Möglichkeit, Aufzeichnungen der Fahrten im Nachhinein anzusehen, zu besprechen und zu evaluieren.

Welche anderen Anwendungen oder positiven Effekte können Sie sich sich für WheelSim VR noch vorstellen?

Hofer: Neben dem Training, der therapeutischen Abklärung und Hilfestellung bei Elektro-Rollstuhl-Versorgungen kann WheelSim VR als Simulation helfen, die Perspektive und Herausforderungen von E-Rollstuhlnutzenden auch für Menschen ohne Behinderung erfahrbar zu machen und so deren Empathie zu stärken.