Frau Gedik, warum ist Ihnen ready-to-wear-Mode für kleinwüchsige Menschen besonders wichtig?
Sema Gedik: Ready-to-wear Mode, oder auch konfektionierte Bekleidung, ist seit vielen Jahrzehnten der Standard in der Bekleidungsindustrie. Durch diesen Demokratisierungsprozess war es plötzlich für viel mehr Menschen möglich, passende und modische Kleidung zu erhalten. Allerdings hat Konfektion viel zu lange nur einen vermeintlichen Massenmarkt abgedeckt. Im Versuch Mode für alle anzubieten, bot man Mode für einen bestimmten Figurtyp an. Menschen mit Kleinwuchs sind da nicht drunter gefallen und wurden von der Modewelt ignoriert. Dabei sollte passende, komfortable und modische Bekleidung heutzutage doch für jede*n zugänglich sein. Deshalb machen wir Mode für Menschen mit Kleinwuchs und schaffen so eine gleichberechtigte Teilhabe an Mode und Lifestyle.
Was ist das herausstechendste Merkmal Ihrer Mode?
Gedik: Unsere Designs sind vor allem alltagstauglich. Wir wollen, dass unsere Kund*innen in die Uni, ins Büro oder zur Vorstandssitzung die Kleidung anziehen können, in der sie ihre Individualität ausdrücken können, ohne dabei auf hohen Komfort verzichten zu müssen.
Wie kann man sich den Entwicklungsprozess von Konfektionsgrößen vorstellen?
Gedik: Konfektionsgrößen zu entwickeln, bedarf einer aufwendigen Forschung. Hierfür habe ich weltweit rund 500 Menschen mit Kleinwuchs vermessen und so über 13.000 Körperdaten gesammelt. Zur Analyse der Proportionen und dem Ableiten von entsprechenden Konfektionsgrößen entwickelte ich mit meinem Team eine passende Software. Allerdings steht diese Forschung nie still. Wir vermessen immer noch weiter Menschen mit Kleinwuchs und optimieren so unsere Daten. Dies ist vor allem wichtig, um eine perfekte Passform gewährleisten zu können.