Mode von MOB Industries: "Inklusion heißt für uns, möglichst vielen Körpern gerecht zu werden"
Mode von MOB Industries: "Inklusion heißt für uns, möglichst vielen Körpern gerecht zu werden"
Nachgefragt bei Josefine Thom, MOB Industries
16.07.2020
Mode ohne Barrieren – dieses Motto hat sich das junge Wiener Unternehmen MOB Industries auf die Fahnen geschrieben. Inwiefern die Corona-Pandemie die neue Kollektion beeinflusst hat und wie Funktionalität und Ästhetik zusammenpassen? REHACARE.de hat bei Gründerin Josefine Thom nachgefragt.
Josefine Thom
MOB steht für "Mode ohne Barrieren". Frau Thom, inwiefern wirkt sich dieses Motto auf Ihre Arbeit aus?
Josefine Thom: Unsere Mode ist inklusiv und barrierefrei: Praktische Funktionalität trifft modischen Anspruch – egal ob im Sitzen oder Stehen. So gut wie jedes unserer Kleidungsstücke ist mit einem innovativen Magnetverschlusssystem ausgestattet. Vorteile sind einfaches, schnelles, angenehmes und möglichst eigenständiges An- und Auskleiden. Spezielle Schnitte, die für die Körperformen von Rollstuhlnutzer*innen optimiert sind, steigern den Mode-Spaß.
Was ist das Besondere an Ihrer neuen Kollektion MOB cares?
Thom: Unter dem Titel "Who cares? – MOB CARES" haben wir Jacken und Hosen für Rollstuhlnutzer*innen entwickelt, die stark bewegungseingeschränkt sind und sich nur mit Hilfe von assistierenden Personen an- und auskleiden können. Die Produkte gewährleisten den Träger*innen einen schnellen, angenehmen und schmerzfreien An- und Auskleide-Prozess, der auch für assistierende Personen leichter und gesundheitsschonender ist. Die Corona-Pandemie hat uns dazu veranlasst, unsere Zielgruppe zu erweitern – bisher waren wir nur auf aktive Rollstuhlnutzer*innen fokussiert. Menschen mit Mehrfachbehinderungen sind vom Coronavirus besonders betroffen. Sie gehören der Risikogruppe an, leben stärker in sozialer Isolation und persönliche Assistenz ist schwerer zugänglich. Die neuen Produkte wirken diesen Umständen entgegen: Für das An- und Auskleiden ist kein Fachpersonal notwendig. Familienmitglieder und Freund*innen können Rollstuhlnutzer*innen schnell und einfach anziehen, auch wenn sie körperlich zu regulären Assistenzaufgaben nicht mehr in der Lage sind.
Ob Rollstuhlfahrer, Prothesenträgerin oder Mensch ohne Behinderung – die Mode von MOB Industries zielt darauf ab, dass die Designs möglichst vielen Anforderungen gerecht werden. Immer mit im Fokus: Funktionalität und Ästhetik.
Inwiefern sind bei der Entwicklung Ihrer Mode auch Menschen mit Behinderung involviert?
Thom: Die unterschiedlichen Ansprüche von Rollstuhlnutzer*innen sind wesentlich für die Entwicklung unserer Produkte, die ohne ihre Beteiligung bei den zahlreichen Anproben, Re-Designs und Fittings gar nicht möglich wären. Rollstuhlnutzer*innen, das MOB-Team und die Designer*innen entwickeln die Produkte gemeinsam. Rollstuhlnutz*innen sind bei uns die Expert*innen, Probeträger*innen, Models und für unsere kommende Kollektion auch Designer*innen.
Was bedeutet für Sie Inklusion?
Thom: Inklusion ist für uns keine Einbahnstraße, es ist weder für die Einen noch für die Anderen. Inklusion in Bezug auf Mode heißt für uns, möglichst vielen Körpern gerecht zu werden. Behinderung soll nicht länger als medizinisches Defizit wahrgenommen werden. Demnach soll Mode für Menschen nicht bloß medizinisch funktional, sondern auch zeitgemäß ästhetisch sein.