Gutes Gangbild mit Prothese: wie Technik und Training zusammenwirken

Name: REHACARE 2022
Start: 2022-09-14T10:00
End: 2022-09-17T17:00
Location: Messe Düsseldorf

Wie viel Technik steckt in einem guten Gangbild? Wer mit einer Prothese lebt, weiß: Erst wenn Mensch und Technik wirklich zusammenarbeiten, entsteht ein sicheres Gefühl beim Gehen. Auf der REHACARE 2025 zeigten Orthopädietechnikmeisterin Carina Ameling und Gehschultrainerin Kim Olberts, wie kleine Korrekturen und gezieltes Training den Unterschied machen können.

Kurz und knapp: Prothesenanpassung, Gangbild und Training im Fokus

Drei Erkenntnisse aus der Walking-Pad-Demonstration auf der REHACARE 2025:

Schon eine einzige falsch eingestellte Schraube kann das Gangbild sichtbar verändern.
Technik allein reicht nicht – auch Haltung, Muskulatur und Bewegungsschulung zählen.
Wer regelmäßig Korrektur und Training kombiniert, beugt Fehlbelastungen und Unsicherheiten vor.

Wenn Technik allein nicht reicht: Prothesenanpassung in der Praxis

Orthopädietechnikmeisterin Carina Ameling justiert konzentriert die Beinprothese von Kim Cremer

Wie sensibel Technik und Körper zusammenwirken, zeigt sich bei jeder Protheseneinstellung – kleinste Korrekturen können das Gangbild deutlich verändern. © beta-web GmbH

Nur eine Schraube – mehr war es nicht, was Carina Ameling von APT Prothesen Moers an der Prothese von Kim Cremer im Sport-Center auf der REHACARE 2025 verstellt hatte. Doch der Effekt war deutlich: Das Knie schlackerte leicht nach außen, der linke Arm blieb steif, und er musste sich beim Gehen stark konzentrieren, um das Gleichgewicht zu halten.

Nachdem Ameling die Einstellung wieder korrigiert hatte, änderte sich alles: Die Arme pendelten locker neben dem Körper, das Rohr der Prothese stand gerade, das Gangbild wirkte flüssig und stabil. Selbst für Laien war der Unterschied klar erkennbar – ein Aha-Moment, der zeigte, wie fein Technik auf den Körper abgestimmt sein muss.

APT Prothesen bietet dafür gezielte Beratungstermine an – fast wie beim Zahnarzt, nur eben für die Statik. Das Ziel: das optimale Zusammenspiel aus Technik, Komfort und Sicherheit zu erreichen.

Training für ein stabiles Gangbild

Im zweiten Teil der Vorführung übernahm Kim Olberts von der Gehschule Gehtraining Fortschritt. Sie machte deutlich, dass gutes Gehen kein Zufall ist – und schon gar keine reine Technikfrage.

Gehschultrainerin Kim Olberts erklärt vor Publikum eine Übung mit einem TheraBand, das sie Prothesenträger Kim Cremer beim Gehen auf dem WalkingPad um die Hüfte gelegt hat.

Gezieltes Training und Muskelarbeit sind entscheidend für ein stabiles Gangbild und eine wichtige Ergänzung zur Orthopädietechnik. © Messe Düsseldorf / ctillmann

Ihre Tipps sind einfach, aber wirkungsvoll:

Den ganzen Menschen betrachten.
Nicht nur auf die Prothese oder das Bein schauen, sondern auf den gesamten Bewegungsapparat. Wie arbeitet der Hüftbeuger? Wie schwingt der Oberkörper mit? Selbst kleine Haltungsabweichungen – etwa ein steifer Arm – verändern das Gangbild sichtbar.
Auf die Körperhaltung achten.
Wer die Prothese nachzieht, zeigt damit oft Unsicherheit oder Angst vor Belastung. Training an einem Gehbarren hilft, Vertrauen und Gleichgewicht schrittweise zurückzugewinnen – zunächst in statischer Position, später in Bewegung. Das Gesäß ist, wie Olberts betonte, "der Motor beim Gehen".
Die Standphase analysieren.
Auch im Stehen zeigt sich, ob die Prothese richtig eingestellt ist. Schon eine minimale Fehlstellung kann bis zu 70 Prozent mehr Energie kosten – Tag für Tag.

Ihr Fazit: Technik und Körper sind Partner. Erst wenn beides im Einklang ist, entsteht ein harmonisches, sicheres Gangbild.

Prothesenanpassung und Gehtraining: der Schlüssel zum sicheren Gangbild

Die Demonstration im Sport-Center zeigte eindrucksvoll, dass Feineinstellung und Training untrennbar zusammengehören. Eine gut angepasste Prothese, gezielte Bewegungsschulung und das Bewusstsein für den eigenen Körper machen den Unterschied – zwischen Unsicherheit und Stabilität, zwischen Anstrengung und Leichtigkeit.

Nadine Lormis lächelt in die Kamera; Copyright: Victoria Emanuel

Autorin: Nadine Lormis | REHACARE eMag

Nadine Lormis schreibt seit über 15 Jahren über (digitale) Entwicklungen in der Hilfsmittelbranche, selbstbestimmtes Leben und Inklusion. Als Redaktionsleiterin des REHACARE eMag ist sie eng mit der Community von Menschen mit Behinderung und chronischen Erkrankungen vernetzt – sowohl fachlich als auch persönlich.

veröffentlicht am: 28.10.2025