Barrierefrei reisen: Aktivurlaub für Menschen mit Behinderung

Barrierefreier Aktivurlaub klingt oft nach unüberwindbaren Hürden – muss es aber nicht sein. Reiseanbieter wie SailWise aus den Niederlanden zeigen, wie Wassersport auch für Menschen mit unterschiedlichsten Behinderungen möglich ist.

SailWise organisiert vollständig barrierefreie Segelreisen und Aufenthalte auf der eigenen Wassersportinsel "Robinson Crusoe", inklusive Kanu- und Wasserskifahren:

"Wir organisieren einen richtigen Aktivurlaub", erklärt Michiel Meijers, Manager von SailWise. "Bei uns können Menschen mit Behinderung segeln oder Zeit auf der Wassersportinsel verbringen – mit vielen Aktivitäten, die sie sonst nicht so einfach erleben können."

Die Reisen sind als Gruppenfahrten konzipiert: Interessierte melden sich einzeln an und werden passenden Gruppen zugeteilt – etwa für Menschen mit körperlicher oder Sehbehinderung, Lernschwierigkeiten oder erworbener Hirnschädigung.

"Dabei ist es uns auch wichtig, dass alle in eine Gruppe kommen, in der sie sich wohlfühlen", betont Meijers.

Bei den Segeltörns mit dem barrierefreien Schiff "Lutgerdina" erleben die Gäste jeden Tag etwas Neues – vom Trockenfallen im Wattenmeer über das Erkunden friesischer Hafenstädte bis zu Ausflügen auf die Watteninseln.

Auch an Land ist alles auf Teilhabe ausgerichtet: Neben barrierefreien Booten bietet SailWise auch Unterkünfte mit Pflegebetten, Liftern und weiteren Hilfsmitteln. Wenn nötig, werden Betreuung und Alltagshilfe organisiert.

"Barrierefreiheit ist für uns selbstverständlich. Wir übernehmen die komplette Organisation. Teilnehmende müssen sich um nichts kümmern", sagt Meijers.

Zusätzlich achtet das niederländische Unternehmen darauf, dass die Angebote nicht nur körperlich, sondern auch finanziell zugänglich sind.

"Menschen mit Behinderung müssen für Urlaube oft mehr organisieren und mehr bezahlen. Wir möchten, dass unser Angebot nicht nur physisch, sondern auch finanziell barrierefrei ist."

Auch auf einem Hausboot kann Urlaub barrierefrei und gemeinschaftlich gestaltet sein. Das Projekt "Huckleberry Finn" ist das erste Inklusions-Hausboot Deutschlands und lädt Menschen mit und ohne Behinderung dazu ein, gemeinsam Zeit auf dem Wasser zu verbringen.

Initiiert wurde es vom Diplom-Segellehrer und Hochseesegler Arnold Schnittger, der mit seinem Sohn Nico, der seit seiner Geburt mit einer Schwerbehinderung lebt, bereits viele Segelreisen unternommen hat. Aus dem Wunsch heraus, auch anderen Menschen den Zugang zu solchen Erfahrungen zu ermöglichen, entstand das inklusive Hausboot-Projekt.

Gemeinsam mit dem Verein Nicos Farm e. V. und in Kooperation mit der Allianz pflegende Angehörige e. V. wurde ein Ort geschaffen, an dem Begegnungen abseits des Alltags möglich sind. Auf dem Hausboot stehen sowohl Entspannung als auch gemeinschaftliches Erleben im Vordergrund – unabhängig von körperlichen Voraussetzungen.

Kreuzfahrten zählen zu den beliebtesten Reiseformen – auch bei Menschen mit Behinderung. Viele Reedereien bieten barrierefreie Kabinen, Braille-Beschriftungen, Induktionsschleifen sowie technische Assistenzsysteme wie Lichtsignale oder Vibrationswecker an. Zudem gibt es häufig spezielle Ansprechpartner-Teams an Bord, die bei individuellen Bedürfnissen unterstützen.

Barrierefreies Reisen ist etwa mit AIDA Cruises, Costa Cruises oder TUI Cruises möglich. Die Erfahrungen von Reisenden wie Volker und Iris Westermann sowie Jenny Bießmann zeigen: An Deck, in den Kabinen und auch bei Landausflügen können viele Hindernisse überwunden werden – wenn das Angebot stimmt.

Wenn Sie sich für barrierefreie Reisen auf See interessieren, lohnt sich ein Blick in diese weiterführenden Artikel:

• Kreuzfahrt: Barrierefreiheit mit an Bord
• Barrierefrei von der Buchung bis zum Traumurlaub: Schiff ahoi

Ob mit einem Wohnmobil, einem Wohnwagen, einem Camper oder einem umgebauten Kleinbus – wer Fahrzeug und Unterkunft in Form eines Reisemobils kompakt dabeihat, kann unabhängig und selbstbestimmt reisen. Zudem entfällt die aufwendige Suche nach passenden Hotels oder Appartements.

Ein weiterer Vorteil ist, dass benötigte Hilfsmittel stets auf kurzem Weg erreichbar sind, da sie im Camper mitgeführt werden können. Und barrierefreie Campingplätze gibt es in Europa mittlerweile sehr viele. Kein Wunder also, dass Camping-Urlaub mit einem Reisemobil eine beliebte Reiseart bei Menschen mit Behinderung ist.

Nicht nur Anpassungen vor Ort ermöglichen Menschen mit Behinderung das Reisen. Es gibt auch eine Vielzahl an Hilfsmitteln, die unterwegs unterstützen oder Reisen überhaupt erst möglich machen.

Andrea Mocellin von Revolve Mobility hat mit dem Revolve Air einen Rollstuhl mit faltbaren Rädern und Rahmen entwickelt, der als weltweit erster Aktivrollstuhl die Größen- und Gewichtsvorgaben für Handgepäck im Flugzeug erfüllt. Durch sein Design nimmt er im gefalteten Zustand rund 60 Prozent weniger Platz ein. Damit entfällt zum Beispiel die Aufgabe als Sperrgepäck oder die Sorge vor Schäden beim Transport im Frachtraum.

Neben Revolve Air gibt es auch weitere Mobilitätslösungen, die speziell für das Reisen entwickelt wurden. Die elektrischen Rollstühle von ergoflix sind ebenfalls faltbar und können leicht im Auto, Flugzeug oder Zug transportiert werden.

Eine weitere kompakte Option ist der faltbare Scooter ATTO von MovingLife. Laut Hersteller passt er in jedes Fahrzeug und kann im Flugzeug sogar im Handgepäckbereich verstaut werden. Viele Nutzende berichten von neuen Möglichkeiten, mobil und flexibel zu reisen.

Im nachfolgenden Video wird demonstriert, wie sich der ATTO zusammen- und auseinanderklappen lässt:

Erstveröffentlichung: 28.06.2023
Letzte Aktualisierung: 08.08.2025