An welchen Tag oder Moment in Ihrem Leben erinnern Sie sich besonders gerne zurück? Und warum?
Claire Horsbrugh: Ich denke oft an meine erste Messe zurück, auf der ich gearbeitet habe. Dort habe ich nicht nur meinen heutigen Arbeitgeber kennengelernt, sondern auch ganz tolle Menschen. Diese drei Tage haben etwas in Bewegung gesetzt – etwas, das ich schwer in Worte fassen kann. Aber seitdem hat sich mein Mindset verändert: Ich glaube heute viel mehr an meine eigenen Fähigkeiten und traue mir Dinge zu, die ich früher nicht für möglich gehalten hätte und nie gemacht hätte. Dadurch wiederum habe ich so so viel erleben dürfen
Was war bisher die größte Herausforderung in Ihrem Leben und wie haben Sie diese bewältigt?
Claire Horsbrugh: Weil ich schon immer krank war und meine Behinderung relativ früh entwickelt habe, gab es für mich nie diesen einen großen Wendepunkt oder eine bestimmte Herausforderung, die ich überwunden habe. Natürlich gab es dramatische und sogar lebensbedrohliche Situationen, aber mit der Zeit wurden selbst diese auf eine gewisse Weise normal für mich.
Was für mich viel schwieriger war, war es, einen Platz außerhalb dieser 'kranken Welt' zu finden. Die Frage, wer ich eigentlich bin, jenseits meiner Behinderung, begleitet mich bis heute. Seit meiner Geburt war ich immer Claire mit der Stoffwechselstörung oder Claire mit den Augenproblemen. Im Laufe der Jahre wurden die Diagnosen mehr, inzwischen sind es über zehn.
Was mir bis heute schwerfällt, ist das Vertrauen, dass Menschen wirklich mich sehen und nicht nur meine Einschränkungen. Besonders wertvoll sind für mich Momente, in denen jemand vergisst, dass ich nicht schnell laufen kann, oder mich ganz selbstverständlich fragt, ob ich etwas mit beiden Händen machen kann. Denn in solchen Augenblicken merke ich, dass ich als Mensch wahrgenommen werde – nicht nur über meine Behinderung.