Herr Anlauf, was war Ihre Aufgabe in der paralympischen Werkstatt?
Daniel Anlauf: Als Rollstuhlspezialist bin ich während der Paralympischen Spiele für alle Arten von Rollstühlen – egal von welcher Marke oder für welche Funktion – zuständig. Das heißt, dass ich sowohl die Wettkampf-Rollstühle – beispielsweise für Rollstuhl-Rugby, Basketball oder Tennis – repariere als auch die Alltagsrollstühle. Schließlich müssen sich die Athlet*innen auch zwischen ihren Wettkämpfen fortbewegen können. Mit einem defekten Rollstuhl wäre das nicht möglich. Als Schweißer kann ich die anfallenden Schweißarbeiten übernehmen – zum Beispiel, wenn ein Rollstuhlrahmen gebrochen ist.
Sie arbeiten seit 21 Jahren für Ottobock. Ihre wievielten Spiele waren die in Tokio für Sie?
Anlauf: Bei den Paralympics in Tokio war ich zum dritten Mal als Techniker für Ottobock dabei. 2016 war ich bereits bei den Paralympischen Sommerspielen in Rio, 2018 bei den Winterspielen in PyeongChang/Südkorea und jetzt in Tokio. Für den paralympischen Sport bin ich aber schon seit 2005 unterwegs: Bei Weltmeisterschaften und Europameisterschaften war ich als Techniker in der Leichtathletik, im Rugby und im Sledge-Eishockey im Einsatz.
Wie würden Sie die Stimmung vor Ort bei diesen Spielen beschreiben?
Anlauf: Die Stimmung in Tokio war schon ganz besonders. Dadurch, dass keine Zuschauer*innen dabei waren, war es in den Wettkampfstätten viel ruhiger als beispielsweise in Rio. Auch in der Werkstatt war nicht so ein Trubel wie sonst, da keine Besuchergruppen oder Journalist*innen zugelassen waren.
Inwiefern haben sich die Corona-Maßnahmen vor Ort auch auf Ihre Arbeit ausgewirkt?
Anlauf: Uns fehlte der direkte und enge Austausch mit den Athlet*innen. Es ist schöner, wenn man mit den Sportler*innen oder Trainer*innen noch mal Rücksprache über die Reparaturen halten kann. Von vorherigen Spielen kenne ich es, dass die Athlet*innen nach den Wettkämpfen noch mal zu uns kamen, um zu berichten und manchmal um ihre Medaillen zu zeigen. Das war hier aufgrund der Corona-Maßnahmen ziemlich eingeschränkt. Durch die permanente Maskenpflicht, Abstand- und Hygieneregeln, tägliche Coronatests und das Leben in einer "Blase" war das Gefühl – auch als Team – dieses Mal nicht ganz so unbeschwert. Aber die Japaner*innen haben sich viel Mühe gegeben, waren immer freundlich und haben versucht zu helfen, wo sie konnten, um uns das Leben trotzdem so leicht wie möglich zu machen.