Was macht einen Tag für Sie zu einem guten Tag?
Inga H.: Schwierige Frage, da ein guter Tag von so vielen unterschiedliche Dingen und Momenten bestimmt wird. Ich genieße sonniges, nicht allzu warmes Wetter, liebe aber ebenso regnerische Tage, an denen ich in Ruhe mit meinem Hund spazieren gehen kann. Schmerzarme Tage sind wundervoll. Etwas Zeit mit Freund*innen verbringen, gutes Essen, viel lachen, kleine Erfolge beim "Gesundwerden" beobachten. Aktuell erfreue ich mich jeden Tag daran, dass ich wieder gehen kann. Es ist für mich immer noch wie ein Wunder!
Welche Hilfsmittel oder Alltagshilfen sind für Sie unverzichtbar?
Inga H.: Ich bin auf meine Stomaversorgung angewiesen. Also den Beutel am Bauch sowie ein paar Zusatzprodukte, um meine Haut zu schützen beziehungsweise um eine ideale Versorgung zu haben. Produkte wie Hautschutzspray, spezielle Puder und Pasten. Da ich einen künstlichen Darmausgang habe, ist meine Stomaversorgung unverzichtbar und ermöglicht mir ein "normales" Leben. Ich kann rausgehen, schwimmen und bald auch wieder Sport machen. Weitere Hilfsmittel habe ich derzeit nicht, bin jedoch aufgrund meiner Einschränkungen auf Hilfe durch Freund*innen und Familie angewiesen.
Was würden Sie sich von der Gesellschaft und Ihren Mitmenschen im Umgang mit Menschen mit Behinderung wünschen?
Inga H.: Ich wünsche mir von der Gesellschaft mehr Offenheit, Akzeptanz und Einbindung sowie idealerweise mehr Auseinandersetzung mit der Vielfalt an Behinderungen und Einschränkungen.
Gerade unsichtbare Behinderungen sind für viele Menschen schwer verständlich oder unverständlich, da sie nicht "greifbar" sind. Ich laufe durch die Weltgeschichte und sehe gesund aus. Wenn ich dann in ein Behinderten-WC gehe, werde ich oft mit großen Augen angeschaut. Im Bildungsbereich erlebe ich immer wieder Diskriminierung und Mitstudierende grenzen mich unter Umständen durch meine Fehlzeiten aus. Im Freizeitbereich und sogar in Reha-Kliniken kommt es häufiger zu Diskriminierung von Stomaträger*innen, indem ihnen beispielsweise der Zugang zu Schwimmbädern verwehrt wird. All sowas und vieles mehr würde durch Offenheit und Informiertheit vermindert werden.
Ich wünsche mir, dass der Zugang zu diversen Läden, Ärzten und Co. auch Menschen, die auf eine Assistenzhund angewiesen sind, gewährt wird und es dort keine Zutrittsprobleme mehr gibt.
Weiterhin wünsche ich mir, dass Mitmenschen sich nicht mehr übergriffig gegenüber Menschen mit Behinderung verhalten. Man darf und sollte unter Umständen Hilfe anbieten, wenn man das Gefühl hat, eine Person mit beispielsweise einem Rollator könnte Hilfe gebrauchen. Doch niemand sollte einfach so eingreifen – Notsituationen ausgeschlossen. Ein respektvolles Miteinander ist das A und O und sollte ein gesellschaftliches Ziel sein!
Welches Hilfsmittel müsste dringend erfunden und/oder verbessert werden?
Inga H.: Ich denke, Rollstühle, die jedes Hindernis überwinden können, wären eine geniale Erfindung. Zum Thema Stomaversorgung wäre ein Filter, der wirklich die gesamte Luft (geruchslos) aus dem Beutel rausbefördert, genial. Sonst würde ich mir wünschen, dass Assistenzhunde für jede*n mit Bedarf finanziert werden. Hilfsmittel, ob lebendig oder materiell, sind zu oft vom Geldbeutel abhängig.