Was war bisher Ihre größte Herausforderung, die Sie gemeistert haben – und was hat Ihnen dabei geholfen?
Julia Wagner: Meine bisher größte Herausforderung war die bedingungslose Annahme meiner MS. Da ich früher sehr perfektionistisch war, hatte ich das Gefühl, nicht mehr "richtig" zu sein und nicht mehr so zu funktionieren, wie ich wollte. Ich fühlte mich von meinem Körper im Stich gelassen. Als ich diesen Sommer erfuhr, dass ich stärkere Medikamente nehmen muss und mein Kinderwunsch sich dadurch mindestens drei Jahre nach hinten verschiebt, wurde mir noch deutlicher bewusst, wie sehr die Krankheit mein Leben beeinflusst. Dadurch habe ich lernen dürfen, noch mehr loszulassen, zu akzeptieren, dass ich meine Krankheit und mein Leben allgemein nicht kontrollieren kann und mein Leben somit erst recht in vollen Zügen zu genießen. In dieser Phase haben mir Zeit mit mir selbst zum Verarbeiten, Journaling, Coaching und Freund*innen am meisten geholfen. Ich bin sehr dankbar, so wundervolle Menschen in meinem Leben zu haben, die immer für mich da sind und mich stützen.
Was kann die Hilfsmittelbranche aus der Corona-Pandemie lernen, um zukünftig das Leben von Menschen mit Behinderung zu erleichtern beziehungsweise zu verbessern?
Julia Wagner: Weniger Bürokratie und mehr Kulanz würden das Leben vieler Menschen mit Behinderung aus meiner Sicht erleichtern. Und auch hier denke ich, dass eine verstärkte psychologische Unterstützung/seelischer Beistand von unschätzbarem Wert wäre, um mit dieser neuen Situation und den damit verbundenen Unsicherheiten besser umgehen zu können.
Wenn nichts unmöglich wäre: Wen würden Sie gerne einmal treffen und warum?
Julia Wagner: Ich würde gerne meine verstorbene Oma treffen, die mich mit großgezogen hat, um ihr für alles zu danken, was sie mir mitgegeben hat, und um noch einen Tag mit ihr verbringen zu können und sie bei Scrabble gewinnen zu lassen, so wie sie es früher bei mir gemacht hat, damit ich nicht die Lust am Spielen verliere.
Was war Ihr schönstes REHACARE-Erlebnis?
Julia Wagner: Ich war bisher noch nicht dort.
Was ich noch sagen wollte …
Julia Wagner: Ich wünsche jedem Menschen, der diese Zeilen gerade liest, ganz viel Kraft und Zuversicht.