Hilfsmittel wie ein Rollstuhl sind kein Hindernis für Menschen mit Behinderung, sondern ermöglichen ihnen Freiheit und Selbstbestimmtheit. So auch für Hans-Jürgen Rohe: Nachdem eine Borreliose seine Lebensplanung auf den Kopf gestellt hat, war es schließlich der Rollstuhl, der ihm wieder einen Einstieg in das gesellschaftliche Leben ermöglichte. Auf REHACARE.de erklärt er, wie der anfängliche Rückschlag schlussendlich sogar zu seiner Profession wurde.
Name: Hans-Jürgen Rohe Alter: 65 Wohnort: Siegburg Behinderung: Borreliose, seit 2014 auf den Rollstuhl angewiesen
Erst war der Rollstuhl für Hans-Jürgen Rohe ein schlimmer Rückschlag, heute ist er seine neue Profession: Er ist Reiseblogger im Rollstuhl.
Was macht einen Tag für Sie zu einem guten Tag?
Hans-Jürgen Rohe: Es sind die kleinen freundlichen Begegnungen oder auch zufällige Gespräche, die meinen Alltag bereichern, ohne dass ein Bezug auf meine Einschränkung genommen wird.
An welchen Tag oder Moment in Ihrem Leben erinnern Sie sich besonders gerne zurück? Und warum?
Hans-Jürgen Rohe: An den Tag, an dem ich nach längerer Bettlägerigkeit in der Lage war, einen Rollstuhl fahren zu können. Damit wurde der Einstieg in das gesellschaftliche Leben wieder möglich.
Was war bisher die größte Herausforderung in Ihrem Leben und wie haben Sie diese bewältigt?
Hans-Jürgen Rohe: Der Tag, an dem meine Diagnose feststand und die daraus resultierende Notwendigkeit zukünftig auf einen Rollstuhl angewiesen zu sein, war ein herber Rückschlag in meiner Lebensplanung. Nach einer längeren Phase der Niedergeschlagenheit baute sich allmählich ein Netzwerk mit hilfreichen Personen auf, ergänzt durch persönlichen Ehrgeiz. Diese Kombination ermöglichte mir es, wieder schrittweise in ein selbstbestimmtes Leben zurückzukehren und machte damit meine Einschränkung zur Profession.
Welche Hilfsmittel sind für Sie im Alltag unverzichtbar und warum?
Hans-Jürgen Rohe: Für die Bewältigung des Alltages und für Ziele im Nahbereich ist mein Aktivrollstuhl eine unentbehrliche Unterstützung. Darüber hinaus nutze ich sehr häufig ein Zuggerät, welches mir ermöglicht, auf ausgedehnte Reisen zu gehen und in meinem Blog darüber zu berichten, um damit auch ähnlich Betroffene entsprechend zu motivieren, die Welt in Eigenregie im Rollstuhl oder im Zuggerät zu entdecken.
Was wünschen Sie sich von der Gesellschaft und Ihren Mitmenschen im Umgang mit Menschen mit Behinderung?
Hans-Jürgen Rohe: Ich wünsche mir mehr Selbstverständlichkeit und eine respektvolle Begegnungsweise mit eingeschränkten Personen. Hier besteht meines Erachtens noch Handlungsbedarf.
Wenn nichts unmöglich wäre: Wen würden Sie gerne einmal treffen, welchen Ort gerne einmal besuchen oder welche Zeit gerne einmal erleben? Und warum?
Hans-Jürgen Rohe: Ich würde gerne einmal mit Johann Wolfgang v. Goethe einen Spaziergang durch das damalige Weimar unternehmen, und mich im Anschluss mit ihm über die damalige Zeit und seine Werke unterhalten – wofür die Herzogin-Amalia-Bibliothek ein ausgezeichneter Ort wäre.
Gibt es bestimmte Themen oder Initiativen im Zusammenhang mit Menschen mit Behinderung, die Ihnen besonders am Herzen liegen?
Hans-Jürgen Rohe: Es gibt einige Initiativen, die gerade für Menschen mit Einschränkungen sehr hilfreich sind, dazu zählen zum Beispiel: Reisen für Alle, Netzwerk Hören und auch die Sozialhelden.
Erzählen Sie uns etwas über sich, das uns überraschen könnte.
Hans-Jürgen Rohe: Es ist sicher nichts Außergewöhnliches, aber zu Beginn der Krankheit habe ich den Zugang zur Malerei gefunden – eine gute Möglichkeit, Ideen und Erlebnisse in Bilder umzusetzen.
Welche Bedeutung hat die REHACARE für Sie?
Hans-Jürgen Rohe: Es ist eine gute Möglichkeit, an einem Ort einen sehr umfassenden Überblick auf Hilfsmittel und Neuigkeiten zu bekommen. Gleichzeitig bietet diese Messe auch viele Austauschmöglichkeiten mit anderen Betroffenen und deren Angehörigen.
Was ich noch auf dem Herzen habe…
Hans-Jürgen Rohe: Dass die Thematik Inklusion mehr Beachtung bekommt und das nicht nur vor anstehenden Wahlen.