Was wünschen Sie sich von der Gesellschaft und Ihren Mitmenschen im Umgang mit Menschen mit Behinderung?
Sabine Klemens: Ich möchte mit ganz normalen, respektvollen Worten angesprochen oder am Gespräch beteiligt werden, die auch sonst üblich sind: Zum Beispiel mit meinem Namen, was ich gerne tue, woher ich die Gastgeber kenne usw. und nicht jedes Mal eine Frage zur Behinderung, dem Rollstuhl etc.
Wenn nichts unmöglich wäre: Wen würden Sie gerne einmal treffen, welchen Ort gerne einmal besuchen oder welche Zeit gerne einmal erleben? Und warum?
Sabine Klemens: Gerne hätte ich Frida Kahlo kennengelernt oder ihr beim Malen zugeschaut. Sie war eine Ikone der Unangepasstheit, des Ausdrucks, der Farben und des Schmerzes und bietet mir als Frau mit Behinderung reiches Inspirationspotential. Das blaue Haus in Mexiko wäre ein Traumziel. Wer mich von Instagram kennt weiß, dass ich mich sehr für Kunst interessiere. Ich möchte keinen Zeitsprung machen, das wäre mir viel zu aufregend. Es reicht mir, wenn ich das lesend tue.
Gibt es bestimmte Themen oder Initiativen im Zusammenhang mit Menschen mit Behinderung, die Ihnen besonders am Herzen liegen?
Sabine Klemens: Ein wichtiges Thema, aus eigener Erfahrung: Psychologisch-therapeutische Behandlungs- und Rehabilitationsplätze sind sowieso rar – für behinderte Menschen ist dies aufgrund mangelnder Barrierefreiheit noch viel prekärer. Dies muss sich dringend ändern.
Erzählen Sie uns etwas über sich, das uns überraschen könnte.
Sabine Klemens: Früher war ich leidenschaftliche Motorradfahrerin und hatte drei Maschinen. Kein Unfall – und trotzdem im Rollstuhl. Wir haben vier tolle Enkelkinder und ich liebe es mit ihnen Dinge zu spielen, zu malen und zu entdecken. Danach bin ich allerdings platt.
Welche Bedeutung hat die REHACARE für Sie?
Sabine Klemens: Die REHACARE ist die beste Möglichkeit, ein gesuchtes Hilfsmittel in unterschiedlicher Ausführung bei mehreren Firmen zu testen. Beim Probieren merke ich, welches ich am leichtesten bedienen kann und welches zu meiner Behinderung und meinem Lebensstil passt. Es ist auch der beste Treffpunkt mit anderen Menschen mit Behinderung oder Firmen.
Was ich noch auf dem Herzen habe…
Sabine Klemens: Danke für den Einsatz für Inklusion von so vielen Aktivistinnen und Aktivistin aus der Community der Menschen mit Behinderung, von der so viele profitieren – auch ich. Ich finde es allerdings überfordernd, dass von uns Menschen mit Behinderung anscheinend erwartet wird, sich automatisch und umsonst in diesem Bereich engagieren zu müssen, um unseren "Lebensraum zu erweitern" und mehr teilhaben zu können. Als ginge dies nicht die ganze Gesellschaft etwas an. Genau wie jeder Mensch ohne Behinderung möchte ich einfach nur mein Leben bestmöglich leben und mich nicht mehr als nötig mit Frustrierendem herumschlagen.